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rbbKultur Mord im Orientexpress am Schiller Theater | Bild: Agi Dawaachu Download (mp3, 4 MB) Mo 26. 07. 2021 | 07:45 Katharina Thalbach inszeniert den Agatha Christie-Klassiker - Komödie am Kurfürstendamm: "Mord im Orientexpress" Eine Theaterkritik von Peter Claus Was | Wann | Wo Agi Dawaachu Mi 28. 2021 | 15:00 und 20:00 Uhr - "Mord im Orientexpress" Regie Katharina Thalbach Ort: Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater, Bismarckstr. 110, Berlin-Charlottenburg Katharina Thalbach bringt Agatha Christies Krimi-Klassiker "Mord im Orientexpress" für die Komödie am Kurfürstendamm auf die Bühne des Schiller Theaters - mit ihr in der Hauptrolle des Privatdetektivs Hercule Poirot. Kann es Katharina Thalbach mit Sir Peter Ustinov aufnehmen? Peter Claus war bei der Premiere. Mehr rbbKultur Mo 26. 2021 | 07:45 Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater - Katharina Thalbach hat seit Jahren davon geträumt, den Detektiv Hercule Poirot zu spielen. Nun war es – nach fünf durch die Pandemie bedingten Verschiebungen – endlich soweit: Premiere für den "Mord im Orientexpress" in Berlin.
Auch ihre Inszenierung offeriert mehr als launige Unterhaltung. Elegant, charmant, witzig und gehaltvoll Katharina Thalbach zeichnet den Detektiv mal komödiantisch, mal in tragischem Ton, durchgehend glaubwürdig. Bei allem Witz und gelegentlich auch Klamauk gelingt ihr eine facettenreiche Charakterstudie. Sie nimmt die Figur ernst. Und gibt ihr damit Gewicht. So hat sie es auch als Regisseurin gehalten: Die Geschichte um einen Rachemord im Orientexpress steuert bei ihr auf die Frage zu, was Gerechtigkeit ist. Gibt es unverrückbare Prinzipien? Katharina Thalbach hat das mit derart viel Geschick in Szene gesetzt, dass auch Zuschauer*innen, denen die Story geläufig ist, vor Spannung den Atem anhalten. Da werden feine Denkanstöße gegeben. Wobei der Abend nicht so tut, als wolle er intellektuell abheben. Es wird ehrliches Theater geboten. Die Devise: Schön, wenn Du noch ein bisschen mehr mitnimmst, aber vor allem wollen wir Dich unterhalten. Das geht auf. Enorm hoher Unterhaltungsfaktor Der Unterhaltungsfaktor ist enorm hoch.
- Zurück Weiter Egal, wie das Fundraising ausgeht – auf den "Orient Express" müssen die Fans noch bis März 2020 warten. Die Ku'damm-Saison startet am Schiller-Theater mit zwei Gastspielen der weltweit gefeierten Masken-Künstler Familie Flöz ("Hotel Paradiso"), bevor Regisseur Frank Leo Schröder als erste Neuproduktion den Songabend "Rio Reiser – Mein Name ist Mensch" auf die Bühne bringt. Es darf geheult werden im Schiller-Theater Passend zur Weihnachtszeit wird dann Tobias Wellemeyer, vormals Intendant des Hans Otto Theaters in Potsdam, David Hares philosophische Liebesgeschichte "Skylight" inszenieren, die von der Wiederbegegnung eines ehemaligen Paares handelt – gespielt von Henriette Richter-Röhl und dem vormaligen "Tatort"-Star Dominic Raacke. Das Stück ist nach Auskunft aller Beteiligten und Versammelten ein ziemlicher Tränenschocker, "ich habe es fünf oder sechs mal gelesen und musste immer wieder heulen", sagte Richter-Röhl bewegt auf der Pressekonferenz. Regisseur Wellemeyer versichert derweil, um auch die weniger gefühlsaffinen Zuschauer ins Theater zu locken: "Noch vor der Pause kommt es zum Sex".
So auch das Bühnenbild von Momme Röhrbein. Das sorgt sogar für einige spektakuläre Szenen - etwa jene, da sich anfangs der Orientexpress in Bewegung setzt. Man wähnt sich zunächst tatsächlich auf dem Bahnhof von Konstantinopel im Jahr 1934 und schließlich als Mitreisender im Salonwagen oder in einzelnen Coupés. Gelungen sind zudem die Tanz- und Gesangsnummern. Komponist Christoph Israel, bekannt beispielsweise als Begleiter von Max Raabe, setzt geschickt auf eigens komponiere Musicalnummern, auf Broadway-Songs, dazu sogar auf Tschaikowsky und Prokofieff. Auge und Ohr dürfen schwelgen. Leider war die Akustik zur Premiere nicht vollständig perfekt. Gelegentlich hat die Musik den Gesang übertönt, manchmal waren auch Dialogpassagen nur mühsam zu verstehen. Das dürfte sich aber in den nächsten Vorstellungen einspielen. Bombastischer Beifall des Premierenpublikums Katharina Thalbach hat als Hercule Poirot und als Regisseurin alle Zügel in der Hand. Ihre Auftritte als eitle Intelligenzbestie sind Kabinettstückchen.
Kleine sentimentale Fußnote: Exakt an diesem Theater, in der Werkstatt des Schiller-Theaters, startete vor 34 Jahren Thalbachs furiose Regie-Karriere mit Shakespeares "Macbeth" - Kathie is coming home! Die Zukunft der ins Schiller-Theater umgesiedelten Kudamm-Komödie dürfte fürs Erste gesichert sein: Der "Orientexpress" ist auf Wochen ausverkauft.
07. 2021 bis So, 11. 09. 2022
Weshalb so viele Neuköllner einen Bogen um das Schiller-Theater machen, obwohl sie doch so gern zum Ku'damm gefahren sind, das kann auch Martin Woelffer nicht erklären. Aber es ist so. Dank einer Besucherbefragung, hat der künstlerische Leiter der Komödie am Kurfürstendamm einen guten Überblick über die Herkünfte der Zuschauer, die den Weg zur Ausweichspielstätte an der Bismarckstraße finden. Die Statistik zeigt Woelffer allerdings auch, dass er sich keine Sorgen machen muss. Wo Neukölln als Publikums-Lieferant schwächelt, haben Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte kräftig zugelegt, selbst aus Friedrichshain-Kreuzberg kommen jetzt mehr Komödienfans. [In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken befassen wir uns regelmäßig auch mit Kultur-Themen. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen:] Überhaupt blickt der Theatermann auf eine erfolgreiche erste Spielzeit Übergangs-Haus zurück, mit insgesamt 155. 000 Besuchern. "Das hat uns nicht jeder zugetraut", sagt Woelffer, der voraussichtlich erst 2022 das neue Haus am Ku'damm beziehen kann.