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Veröffentlicht am 12. 03. 2017 | Lesedauer: 4 Minuten Quelle: dpa/bwe S tuttgart – Die seinem 90. Geburtstag gewidmete Uraufführung seines ersten Romans «Ehen in Philippsburg» von 1957 hat sich Martin Walser entgehen lassen. Ehen in philippsburg inhalt english. Zwar las er noch vor zwei Wochen im Stuttgarter Kammertheater aus seinem Gesellschaftsporträt der Wirtschaftswunderjahre. Doch die mit kräftigem, wenn auch nicht euphorischem Beifall bedachte Premiere der Bühnenfassung von Stephan Kimmig (Regie) und Jan Hein (Dramaturgie) im großen Haus musste am Samstag ohne den Ehrengast auskommen. Dabei war der Aufwand enorm. Aus dem Deutschen Literaturarchiv Marbach brachte der Experte Ulrich von Bülow Exponate zur Entstehung der «Ehen» für eine Ausstellung ins Theatergebäude. Dass das Werk nun 60 Jahre nach Erscheinen auf die Bühne kommt, sei das vorläufig letzte Kapitel einer langen Wirkungsgeschichte, meinte er. Zu sehen ist etwa der Briefwechsel Walsers mit seinem Verleger Peter Suhrkamp, der eine erschreckende Abtreibungsszene gestrichen haben wollte, dann aber doch einlenkte.
Sie werden als rücksichtslose Erfolgsmenschen beschrieben, denen Emotionen weitgehend fehlen, die nur hinderlich scheinen auf ihrem Weg nach oben, zu Ruhm und Macht, zu Geld und Genuss. Walser stellt die Frauen als Accessoire dieser Mannsbilder dar, allenfalls schmückendes Beiwerk, ob als Ehefrau oder als Geliebte. Er beschreibt all dies aus typisch männlicher Sicht und benutzt über lange Passagen hinweg durchaus gekonnt den Bewusstseinsstrom als Stilmittel, – und überrascht dabei mit kuriosen Reflexionen. «Er war ein Ein-Mann-Theater», schreibt er zum Beispiel über die Gedankenwelt des selbstgefälligen Gynäkologen. Und über die Befindlichkeiten des Rechtsanwalts heißt es: «Bei jeder Frau, die er für sich gewann, fragte er nach seinen Vorgängern und ließ sich bestätigen, dass er sie alle bei weitem übertreffe». Ehen in philippsburg von walser martin: Bücher - AbeBooks. Hand aufs Herz, wem kommt das nicht bekannt vor? Leider fällt der erzählerische Schwung nach den ersten beiden Kapiteln spürbar ab, die heraufbeschworenen Bilder erscheinen allmählich klischeehaft, und manche Formulierung fällt denn doch merkwürdig schwäbisch aus: «So einen Freund wenn er hätte!
Wie Hans Beumann nach seinem Studium »ins Leben tritt«: Er zieht nach Philippsburg in ein Zentrum ungekränkten westdeutschen Wirtschaftswunders. Er verkehrt mit Anwälten, Chefredakteuren, Rundfunkintendanten, Industriellen – mit Menschen, die sich selber ihr kleines Privatglück inszeniert haben. Den kritischen Zustand dieser bereits wieder restaurativ stabilisierten Gesellschaft zeigen die Ehen der Erfolgreichen.