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Dominant ist die Sicht des Marburger Historikers Eckart Conze, der den ersten deutschen Nationalstaat eine "Kriegsgeburt" nennt und eine direkte Linie von der Monarchie der beiden Wilhelms zum Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus zieht. 1933 sei das "Erbe des Kaiserreichs". Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machte sich Conzes Sicht zu eigen, indem er in seiner Rede zur Reichsgründung von einer "Heerstraße" spricht, "die alle Kriege von 1871 bis 1945 verbindet". Rainer F. Schmidt hinterfragt gern etablierte Deutungsmuster Quelle: Universität Würzburg / Robert Emmerich Aber lassen sich diese Thesen halten? Diese Frage stellt der Historiker Rainer F. Schmidt in seinem Buch "Kaiserdämmerung: Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang" (Klett-Cotta, 880 S., 38 Euro). Schmidt ist acht Jahre älter als Conze und bekannt dafür, gängige Erklärungsmuster intensiv mit Archivrecherchen zu überprüfen: "Legte man zwischen 1871 und 1918 tatsächlich den Grundstein für die Autobahn hin zum Nationalsozialismus? Praxis geschichte erster weltkrieg der. "
Auch hält er ausdrücklich fest, dass "Bismarcks Epigonen das Reich durch eine verfehlte Außenpolitik in die internationale Isolierung führten". Um eine Reinwaschung des Kaiserreichs und speziell dessen zweiter Phase, des Wilhelminismus, geht es Rainer F. Schmidt eben nicht. Psychiatrie im Ersten Weltkrieg | Portal Militärgeschichte. Wer ihn in die Tradition jener stellt, die in den 1920er-Jahren die Kriegsschuld leugneten, hat nichts verstanden. Oder will nichts verstehen. Vielmehr versucht Schmidt, die Rollen aller wesentlichen Konfliktparteien angemessen zu betrachten. Dabei setzt er früher an als Clark, dessen Buch mit dem leider sehr irreführenden Titel "Die Schlafwandler" im Wesentlichen die Jahre 1903 bis 1914 behandelt; Schmidt nimmt die gesamte Herrschaftszeit Wilhelms II. in den Blick, also von 1890, dem Ausscheiden Bismarcks, bis 1918, dem Thronverzicht des Kaisers. Und er schildert die Vorgänge in den Hauptstädten Europas nicht getrennt voneinander: Mit dem Referenzpunkt Berlin werden die parallelen Entwicklungen bei den anderen Großmächten verknüpft.
mit seiner Burgfriedenspolitik einen Präventivkrieg. Nationalismus und staatliche Propaganda konnten die Menschen für eine Beteiligung im Krieg gewinnen. 3
Darin liegt angesichts von immer noch an nationalen Narrativen und "großer Politik" ausgerichteten Geschichtslehrplänen eine Chance für eine wichtige Perspektivenerweiterung. Die digitalisierten Quellen können geteilt, bearbeitet, neu kombiniert und veröffentlicht werden. Praxis geschichte erster weltkrieg de. Kurzum die Sammlung ermöglicht kreative Medienarbeit an einem historischen Thema, das gerade eine unglaublich große öffentliche Aufmerksamkeit erlebt, die – solange man der intensiven medialen Berichterstattung noch nicht überdrüssig ist – sicher Interesse an der eigenen Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg weckt. Crossover-Projekte von Medienpraxis und Geschichtslernen Da somit eine Fülle von Quellen zu verschiedenen Aspekten vorliegt und gerade weil den Quellen die Einordnung fehlt, können Jugendliche und Erwachsene in historischen Projekten ihre Fragen an die Geschichte des "großen Krieges" formulieren, recherchieren, auswerten und ihre Antworten in medial vielfältiger – von der selbst erstellten analogen oder digitalen Ausstellung, über verschiedene künstlerische Ausdrucksformen bis hin zum eigenen Dokumentarfilm – als Geschichte(n) erzählen.