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Am 17. September 1984 erschien im profil zum ersten Mal eine Kolumne von Elfriede Hammerl: Ich bin die dicke Mama, die weiß, wo die blaugrüne Mütze ist". Liest man den Text heute, geschieht zweierlei. Zunächst ist man erstaunt über die Leichtigkeit, mit der Hammerl ein derart gewichtiges Thema stemmt. Elfriede hammerl profil et. Dann erschüttert die Aktualität, die es bis heute hat. Hat sich denn gar nichts verändert am Zusammenleben zwischen Mann und Frau und Kind? An der öffentlichen Wertschätzung von bezahlter und unbezahlter Arbeit? An den Kampflinien des Feminismus? Doch, es hat sich etwas verändert, hie und da sogar zum Positiven. Das ist zu einem Teil auch Elfriede Hammerls Verdienst. Mit ihren Kolumnen neben profil auch für Stern", Vogue", Cosmopolitan" und Kurier", ihren Romanen "Der verpasste Mann", "Müde bin ich Känguru", ihren Essays, Drehbüchern und Kabaretttexten hat sie Bewusstsein für so genannte Frauenthemen geschaffen die in Wahrheit natürlich Gesellschaftsthemen sind; als Mitinitiatorin des Österreichischen Frauenvolksbegehrens 1997 und Nationalratskandidatin des Liberalen Forums 1999 hinterließ sie auch in der Tagespolitik ihre Spuren.
Dass sie ausgerechnet jetzt für etwas zur Verantwortung gezogen werden, wofür sie ausnahmsweise nichts können, nämlich eine Pandemie, ist erneut eine ironische Wendung. Nicole übt sich jedenfalls weiterhin in Realitätsverweigerung, obwohl sie auf die Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit erst kürzlich gestoßen ist, als sie vergeblich versucht hat, sich in eine Jeans der Größe 27 zu zwängen. Bestimmt hat sie eisern daran geglaubt, dass sie schon irgendwie hineinpassen wird, aber: leider, nada. Ihre Empörung richtet sich mittlerweile vor allem dagegen, als Ungeimpfte aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen zu werden. Das geht nicht. Dagegen muss sie schärfstens protestieren. Na ja, sage ich, ich möchte im Theater nicht neben einem sitzen, der eine geladene und womöglich entsicherte Pistole in der Hand hat. So jemand sollte ausgeschlossen werden, finde ich. Elfriede hammerl profil bank. Du nicht? Sie versteht nicht, was ich meine. Das habe ich befürchtet.
Die Inkonsequenz dieser Regelung, die Schulen einerseits zu gefährlichen Orten erklärt, andererseits aber nichts dabei findet, sie Bedürftigen (dem quasi Lumpenproletariat) gnadenhalber eingeschränkt zu überlassen, trägt die Handschrift kinderloser Karrieristen, deren Regierungsdominanz Beate Meinl-Reisinger schon im August vorigen Jahres fragwürdig fand. Zu Recht. Die Unterschiede in den Möglichkeiten der Lebensführung bemessen sich, den Behauptungen der Meritokratie zum Trotz, nicht an der Nützlichkeit dessen, womit wir unser Geld verdienen. Corona hat uns gezeigt, wer die SystemerhalterInnen sind. Wir haben ihnen applaudiert. Elfriede Hammerl: Patriarchen Light Profil- podcast. Besser bezahlt oder behandelt werden sie deswegen nicht. Eine grundlegende Neubewertung von Arbeit steht nicht an. Kein Thema. Nach wie vor wenig Geld und schlechte Rahmenbedingungen für Handelsangestellte oder Pflegepersonal, aber viel Geld für Schwurbler, Gschaftlhuber, selbst ernannte Besserwisser, Schaumschlagende aller Art. Coaches und BeraterInnen, wohin man schaut.
Wir waren zuerst da. Und eure Kinder müssen weg. Weil's so ist. Wenn über Zuwanderung debattiert wird, landen wir irgendwann unweigerlich bei der Frage: Welche Instanz gibt uns die Berechtigung, in abgeschottetem Frieden und Wohlstand zu leben, während andere im Elend bleiben müssen? Ich stelle sie mir immer wieder, und natürlich weiß ich darauf keine Antwort. Habe ich mir mein vergleichsweise angenehmes Leben verdient, und wenn ja, womit? Elfriede Hammerl: Glaub an dich! | profil.at. Ich bin fleißig und einigermaßen anständig, aber das sind andere auch. Außerdem gibt es welche, die leben weit komfortabler als ich, obwohl – oder weil? – sie es mit der Anständigkeit nicht sonderlich genau nehmen. Schwaches Argument also. Meine Vorfahren haben schon hier gelebt, aber das ist weder eine Leistung noch ein Verdienst. Wie es scheint, verdanke ich mein Leben in Frieden und Wohlstand vor allem einer großen Portion Glück. Dass ich es nicht aufgeben will, ist verständlich, aber habe ich das Recht, es mit Zähnen und Klauen unbarmherzig gegen alle zu verteidigen, die Pech hatten?
So betrachten wir es, und es ist nicht ganz falsch. Einsehbar ist dieser Standpunkt, solange wir die moralische Relativität unseres Anspruchs, das allgemeine Streben nach Glück zu verwalten und zu reglementieren, nicht aus den Augen verlieren. Erschreckend wird er dann, wenn wir unseren territorialen Vorrang zum Auftrag einer höheren Macht erklären, der uns nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, gnadenlos jeden von unserem Tisch wegzuprügeln, der sich uneingeladen ein Stück von unserem Kuchen schnappen will, wie schwach und verletzlich er auch sei. Genauso tritt unser Innenminister aber auf. Elfriede hammerl profil en. Als selbstgerechter Zuchtmeister, richtend, rächend und strafend, als habe ein alttestamentarischer Gott ihm Empathie und Menschlichkeit bei Androhung des Weltuntergangs verboten. Wie er denn als Vater die Abschiebung von hier heimischen Kindern in ein ihnen fremdes Land empfinde, fragte ihn Lou Lorenz-Dittlbacher in einem "ZIB 2"-Interview am 29. Jänner. Sie bekam darauf keine Antwort, auch nicht, als sie mit bewunderungswürdiger Beharrlichkeit nachbohrte, um dem zähnefletschenden Schuldzuweiser vielleicht doch noch so etwas wie mitfühlendes Bedauern zu entlocken.