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Düsseldorf - Zombiehaft glühende Augen, leerer Blick, grünliche Gesichtsfarbe, tiefen Falten, krallenartige Hände - möchte man so von einem Maler porträtiert werden? Ja, von Otto Dix wollten in den 1920er Jahren viele Menschen - ob Ärzte, Gewerkschafter, Künstler oder Unternehmer - gemalt werden. Dabei wusste jeder, was ihm blühte, wenn der Maler "mit dem bösen Blick" sich ans Werk machte. Man kann sich kaum vorstellen, dass der Psychiater und Hypnotiseur Heinrich Stadelmann 1920 mit seinem Porträt zufrieden war, das ihn als Untoten mit rot-gelb hervortretenden Augen und kränklich-grünem Gesicht zeigt. Seziert bis auf die Haut - Der Porträtist Otto Dix Otto Dix, Bildnis des Dr. Otto Dix - ein radikaler Realist - Deutschland & Welt. Heinrich Stadelmann, 1922. Foto: Federico Gambarini Otto Dix, Selbstbildnis im Malkittel mit Kristallkugel, Staffelei und Palette, 1931. Foto: Federico Gambarini Otto Dix, Bildnis des Schauspielers Heinrich George, 1932. Foto: Federico Gambarini Otto Dix, Bildnis der Kunsthändlerin Johanna Ey, 1924. Foto: Federico Gambarini Otto Dix, Bildnis der Tänzerin Anita Berber, 1925.
Das "Bilderbuch für Hana" war erst 2016 wiederentdeckt worden und wird erstmals im Museum gezeigt. Auf der anderen Seite stehen Dix' klischeehafte Aquarelle mit Bordellszenen oder sadistischen Sex-Träumen. Die Bilder schenkte Dix gern seiner "Mutzli", ein "Lustmord"-Gemälde hing zum Schrecken der Gäste im Esszimmer. Allein in seiner Düsseldorfer Zeit schuf der enorm produktive Dix über 400 Wasserfarbenblätter, Momentaufnahmen der Gesellschaft mit Huren, Matrosen, Artisten, Witwen oder Dienstbotinnen. In seiner Porträtmalerei entwickelte sich Dix in Düsseldorf weg vom wilden Dadaismus und Expressionismus hin zur Neuen Sachlichkeit. Sein Stil gipfelte in altmeisterhaften Porträts. 1932 malte er so den Schauspieler Heinrich George, Vater von Götz George. Auch sich selbst porträtierte Dix immer wieder als Dandy mit finster-drohendem Blick. (dpa)
Figur und Grund sind durch eine gelbliche Aura partiell voneinander abgehoben, zudem sind Körper, Gesicht und Haar im Kontrast zum Bildgrund deutlich ausgearbeitet. Das von Dix bei diesem Bildnis angewandte, altmeisterliche Verfahren der Lasurtechnik mit Öl und Tempera auf Holz, das eine Vorzeichnung auf Karton erfordert, ermöglicht ihm die scharfe Zeichnung in der Schminke des Gesichts, die Darstellung der krallenartigen Hand, den plastischen, wie aus dem Bildgrund herausgemeißelten Körper, sowie die schillernde Durchleuchtung des gesamten Bildes. Dix gelingt es mit diesem Werk erneut, sich nicht nur technisch und stilistisch als Erfinder der "Neuen Sachlichkeit", sondern ebenso als berühmt berüchtigter Zeitzeuge seiner Gegenwart zu positionieren. 1926 erreicht den mittlerweile nach Berlin umgezogenen Dix der Ruf auf eine Professur an der Dresdner Kunstakademie. Dort entstehen zwei Schlüsselwerke des Künstlers, es sind die Triptychen "Großstadt" (1928/1929) und "Der Krieg" (1929-1932).