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Vossi fühlte sich von Metschurat persönlich und vom Bezirksamt Kreuzberg mittelbar schamlos ausgebeutet, was schon der kümmerliche Stundenlohn bewies. Darin immerhin stimmten wir anderen ihm vorbehaltslos zu. Wenn wir morgens zu einem neuen Einsatzgebiet am Ende des Parks wanderten, sangen wir gern das »Lied von den Moorsoldaten«. Entnommen aus Johannes Groschupf, »Zu weit draußen«, erscheint diesen Monat bei Eichborn, Preis: 17, 90 Euro, ISBN 3821857544. Johannes Groschupf liest am 10. November in der Buchhandlung Anagramm
Das Buch ihres Vaters wird die Kinder lange beschäftigen. Weil sie darin mehr finden werden als Aufklärung darüber, warum ihr Vater seinerzeit so lange fort war und so verändert wiederkam. Weshalb er auf der Straße als Niki Lauda angesprochen wurde. Der Roman »Zu weit draußen« erzählt auch vom Scheitern der Eltern als Paar, von der schleichenden Auflösung des Zusammenhalts schon vor dem Unfall. Groschupf erspart seinen Kindern nicht, dass er sich nach dem Ereignis für eine Weile nur nachts aus dem Haus traute, dass er von stockdunkler Straße die beleuchtete Wohnung beobach- tete, in der seine Kinder mit ihrer Mutter wohnten. Als er damals aus der Klinik entlassen wurde, war ihm ein zweites Leben geschenkt worden, aber dieses Leben fing ganz unten an: In seinen alten Beruf des Reisejournalisten kann und will er nicht zurück. Er lebt von Sozialhilfe, verrichtet Arbeiten, für die sein Vater, ein hoher Richter im Ruhestand, sich schämt: Bücher sortieren in einem Antiquariats-lager, Telefondienst in einem Neuköllner Nachbarschaftsladen.
Die alten Freunde reagieren verlegen, weil der neue Johannes nicht »nahtlos ins Bild des alten passt«. Sie hätten lieber den alten zurück, der neue sagt auf Anteilnahme seltsame Sätze. Etwa, dass er das Erlebte »nicht missen möchte«. Heute weiß Johannes Groschupf, dass er es den Mitleidigen nicht leicht gemacht hat. Er musste sein zweites Leben allein beginnen. Im Zwiegespräch mit sich selbst die Verbindungen knüpfen zwischen früher und heute. Herausfiltern, wozu das Ereignis gut gewesen sein könnte: In den endlosen Stunden im Krankenhaus hatte er bewegungslos »in den Armen des Schmerzes« an der Zimmerdecke Billardkugeln laufen lassen: »Ich spürte ihr Gewicht und ihren Drall, als wohnte ich in ihnen. « Also zieht es ihn in Billardsalons. »Du hast heimlich geübt«, wundert sich sein Mitspieler. Nachts martert ihn die Frage, warum gerade er die Katastrophe überlebt hat. Die Geräusche berstenden Metalls kommen zurück, die Bilder verbrennender Menschen. Er findet heraus, wie er sie besänftigen kann.
Bibliografische Daten ISBN: 9783492247757 Sprache: Deutsch Umfang: 176 S. Format (T/L/B): 1. 6 x 19 x 12. 1 cm kartoniertes Buch Erschienen am 15. 04. 2007 Beschreibung Der Journalist Jan Grahn verunglückt auf einer Reportage in der Wüste mit dem Helikopter a? " und überlebt mit schwersten Verbrennungen. Sprachlich brillant erzählt Johannes Groschupf in seinem autobiographischen Roman von der Angst eines Mannes, in das Leben zurückzukehren a? " und dem schwierigen Versuch, die Gespenster einer Grenzerfahrung für immer hinter sich zu lassen. "Ein unglaubliches Buch. Nicht etwa weil die Art des Unfalls und des Überlebens so spektakulär wäre. Unglaublich ist die Ruhe und die Zartheit, mit der Johannes Groschupf von der schlimmsten Zeit seines Lebens erzählt. Kein Wort zuviel, kein falscher Ton, kein bißchen rührselig. " Westdeutscher Rundfunk Auf die Wunschliste 7, 95 € inkl. MwSt. zzgl. anteilige Versandkosten Abholung, Versand und Lieferzeiten Nach Eingang Ihrer Bestellung in unserem System erhalten Sie eine automatische Eingangsbestätigung per E-Mail.
Fortan hielt mich Metschurat für einen besonders sturen Drückeberger. Nach wenigen Tagen bewegte ich mich ebenso langsam und kraftschonend wie die anderen, unterhielt mich mit dem jungen Kamenz über die anstehenden Bundesliga-Begegnungen und betrachtete versonnen Tanjas Pferdeschwanz. Die frische Luft tat mir gut, ich fühlte mich bald heiterer als in den Wochen zuvor. Nach Arbeitsende ließen wir uns alle noch für eine halbe Stunde auf einer Parkbank nieder, um den Feierabend zu begießen. Der junge Kamenz war Alkoholiker und zitterte bereits am frühen Nachmittag so sehr, daß ich ihm seine erste Dose Bier aufreißen mußte. Der dritte Mann nannte sich Vossi und engagierte sich in einer Arbeitsgruppe gegen Scientologen. Von ihnen hatte er sich den Trick abgeschaut, seinen Gesprächspartnern so lange unverwandt in die Pupillen zu schauen, bis sie den Blick abwendeten. Das verlieh ihm eine Art Machtgefühl, an dem er sich gern berauschte, auch wenn es ihm bei den anwesenden Damen keine Pluspunkte einbrachte.
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Ein Roman der Extremerfahrung Ein Mann überlebt ein Unglück mit schweren Verbrennungen. Doch sein Weiterleben wird für ihn zu einem Kampf mit dem Tod in ihm. Ich lag in einer bleiernen Traurigkeit, wenn ich aufwachte und wenn ich einschlief. Das Atmen war mühevoll. Wenn ich die Augen zur Seite drehte, konnte ich draußen, vor den Fenstern des Hospitals, die Häuser an einem Abhang stehen sehen. Dort wohnten normale Leute, die nachts ruhig schliefen und morgens frühstückten und zur Arbeit, zur Schule gingen und abends vor dem Fernseher saßen. Ich kannte ein solches Leben nicht mehr. Meine Haut war zu großen Teilen verbrannt, teilten mir die Ärzte in den nächsten Tagen mit. Mit einem unsicheren Stolz nahm ich ihre Berichte entgegen. Es sei ein Wunder, sagten sie, dass ich überhaupt noch lebte. Mit achtzig Prozent Verbrennungen könnte man normalerweise nicht durchkommen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich durchkam. Ich konnte atmen, mehr nicht. Das Leben ist Ihnen noch einmal geschenkt worden, sagten sie, und ich nickte ratlos.