actionbrowser.com
Sie laden uns zum Staunen ein, sind elegant, schön und berühren uns. Sie übersteigen somit unseren Verstand und fördern unsere Intuition und das Miteinander. Angefangen hat das Phänomen ja mit einfachen Kreisen. Unterdessen sind hoch komplexe Formen daraus entstanden. Hat diese Entwicklung vom einfachen hin zum komplizierten Gebilde eine Bedeutung? Günther Schermann: Klarerweise: Es geht um tiefere Lernprozesse für uns Menschen. Die Urform ist der Kreis. Dann erschienen Gruppen von Kreisen, mit Wiederholungen und Variationen, bis 1990 und 1991 erstmals eine Fülle komplexer Muster – Piktogramme – auftauchten. Es geht um Aufmerksam- und Bewusstmachen sowie um Kommunikation, vielleicht analog zu unserer Technik-Entwicklung. Sie erforschen Kornkreise seit mehr als 20 Jahren. Was stellen diese Ihrer Meinung nach dar? Günther Schermann: 1991 las ich erstmals in einer deutschen grenzwissenschaftlichen Zeitschrift über dieses Phänomen und war gleich fasziniert, vor allem war ein Fraktal – das berühmte Apfelmännchen (die Mandelbrot-Menge) – abgebildet, ein Meilenstein in der neuen Chaos-Forschung, die ich am Ende meines Mathematikstudiums rund fünf Jahre davor gründlich kennenlernen konnte.
1 / 32 Krasse Kreise quelle: keystone / sandro campardo Sie faszinieren Esoteriker und verärgern Bauern: Kornkreise. Die mysteriösen Kunstwerke im Korn entstehen über Nacht und sind Anlass für einen Glaubenskrieg. Mitte Sommer ist Hochsaison für Kornkreise. Die Website meldet allein für die zweite Junihälfte über ein Dutzend Kornkreise aus verschiedenen europäischen Ländern. Die Kornkreis-Saison beginnt im Mai und dauert bis August, doch Mitte Juli ist das Korn so reif, dass sich die Kreise am besten anlegen lassen. Magische Kraftorte... Freilich dürfte für manche Kornkreis-Interessierte bereits in der Formulierung «Kreise anlegen» eine unzulässige Interpretation des Phänomens liegen, da sie eine menschliche Urheberschaft impliziert. «Cerealogen», Kornkreis-Gläubige, gehen nämlich davon aus, dass zumindest die komplexeren Gebilde – sogenannte «echte» Kornkreise – nicht von Menschenhand geschaffen wurden. Manche sehen darin magische Kraftorte oder Botschaften von unbekannten, nicht-menschlichen Mächten, zum Beispiel Aliens.
Diessenhofen im Kanton Thurgau. Seit einer Woche ist das beschauliche Städtchen am Rhein Pilgerort für Kornkreis-Fans aus ganz Europa. Begeistert stehen sie auf dem Feld von Bauer Walter Schmid (59). In der Nacht auf den 21. Juni ist hier unbemerkt ein Kornkreis (130 Meter Durchmesser) entstanden. Walter Schmid: «Mein erster Gedanke war: Oje, jetzt habe ich ein Problem. Ich wollte damit gar nicht an die Öffentlichkeit, jetzt hab ich meine Meinung aber geändert. » Die Kornkreis-Fangemeinde ist ihm dankbar. «Ich bin schon vier Mal hierhergekommen, um zu meditieren. In meinem Herzen spüre ich die Kraft, die von diesem magischen Ort ausgeht», sagt Hans-Peter Bolli (52), Sigrist aus Neuhausen SH. Fasziniert sind auch Ulrike Zeller (48) und ihre Tochter Nalaa (11) aus Deutschland. Das Mädchen ist überzeugt: «Dieser Kreis wurde sicher von einem Ufo gemacht. » Darüber kann der deutsche Kornkreis-Forscher Peter Kleinferchner (43) nur den Kopf schütteln. Seit 1989 befasst er sich intensiv mit der Entstehung der Kreise.
Mittlerweile sei das aber geklärt, sagte ein Sprecher des Landratsamts: «Herr Steingruber hat uns mitgeteilt, dass er nicht als Veranstalter auftritt, daher sind die Besucher selbst verantwortlich für die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum. Möglicherweise wird die Polizei das ab und zu überprüfen. » Neben dem Kornkreis hat der Bauer eine Spendenbox aufgestellt. Anzeige gegen Unbekannt habe er nicht erstattet: «Das läuft eh ins Leere. » Und in etwa zwei Wochen werde gemäht, sagte er. Auf demselben Feld wurde bereits 2007 ein solches Gebilde geschaffen. Damals hatte noch ein anderer Landwirt das Grundstück gepachtet. 2014 tauchte dann ein Kornkeis auf einem Feld im benachbarten Raisting auf.