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Und ich habe keinen. Daß man doch lernte, sich vor ihm zu neigen, Der grausam nimmt, was er so zögernd gab. Solang mein Herz schlägt, ist darin dein Grab. Ich setze dir ein Mal aus purem Schweigen. Kein Wort. Kein Wort, Gefährte meiner Trauer! Verwehte Blätter, treiben wir dahin. Nicht, daß ich weine, Liebster, darf dich wundern, Nur daß ich manchmal ohne Träne bin. " Auch viele Gelegenheitsverse sind in sich gelungen, erreichen aber selten die Intensität und Innigkeit von Kalékos besten Gedichten. Die Epigramme wiederum sind oft wunderbar kurzweilig, clever, heiter, bissig, schön und nicht selten kritisch. "Es hat sich nichts geändert hier: Stets gab es Arme und Reiche. So oft es sich geändert hat, So oft blieb es das gleiche. " Wenn ich Leuten, die ich mag, Gedichte schicke, schicke ich ihnen immer zuerst "An mein Kind" von Mascha Kaléko; sogar wenn ich am tiefsten Punkt bin, ist mir dieses Gedicht noch ein Trost. Mascha kaleko spät nachts e. Wenn man mich nach Gedichten für Liebeskummer fragt (gegen Liebeskummer gibt es keine Gedichte, oder?
/Der Schwarze Mann, die Bittre Medizin, /Sie hieß: Berlin. // Du lerntest wieder aufstehn, wenn man fällt. /Dein Kinderwagen rollte durch die Welt. / Du sagtest Danke, Thank you und Merci, / Du Sprachgenie. " Ich hatte einst ein schönes Vaterland Auch in New York kreist ihr Denken um Berlin: "Ich hatte einst ein schönes Vaterland –/so sang schon der Flüchtling Heine. /Das seine stand am Rheine, das meine auf märkischem Sand. Mascha kaleko spät nachts y. //Wir alle hatten einst ein (siehe oben). / Das fraß die Pest, das ist im Sturm zerstoben. / O Röslein auf der Heide, / dich brach die Kraft durch Freude. … Ich habe manchmal Heimweh. / Ich weiß nur nicht, wonach. " Ebenso von Nostalgie durchtränkt ist die New Yorker Schlaflosigkeit in dem Gedicht "Sozusagen ein Mailied", in dem sie sich mitten in der Nacht fragt: "Ob Ecke Uhland die Kastanien/ Wohl blühn? " Nach dem Krieg gab es immer wieder Versuche einer Annäherung an Berlin, doch sie blieben uneingelöst. 1956, bei ihrem ersten Besuch in den bekannten Straßen, schrieb sie mit der ihr eigenen Lust am Wortspiel: "Und alles fragt, wie ich Berlin denn finde... /Wie ich es finde?
Ach, ich such es noch! " Ein weiblicher Erich Kästner Sie wird ja häufig mit Erich Kästner verglichen. (Warum werden Autorinnen so oft im Schatten von Autoren gesehen, wie zur Legitimierung, als seien sie Kinder, die sich an einer männlichen Hand festhalten müssen? Mascha Kaléko: In meinen Träumen läutet es Sturm - Signaturen. ) Aber wenn schon, so meine ich, sie hatte ihm einiges voraus, sie war psychologisch feiner, er wohl schärfer. Beide konnten die Verse nur so aus dem Ärmel schütteln. Die Neue Sachlichkeit, die Schule, der sie beide zugerechnet werden, war immer in Gefahr, der tränensüchtigen Gefühligkeit zu verfallen, die hinter der vermeintlich objektiven Oberfläche lauerte. Sie aber hatte (meistens) ein untrügliches Ohr für den Übergang von Sentiment in Ironie, denn die Ironie erlaubt ja dem Sentiment sich zu behaupten, ohne in eine Duselei abzugleiten, die die Glaubwürdigkeit in Frage stellen würde. Die vorliegende Ausgabe*, betreut von Kalékos Biografin Jutta Rosenkranz, ist gediegen, gründlich und leserfreundlich. Sie besteht aus einem Band Werke, der nicht nur veröffentlichte und unveröffentlichte Gedichte bringt, sondern auch Entwürfe und Verstreutes, wie Kindergedichte, Zeitungsartikel und Werbetexte, mit denen Kaléko sich und ihre Familie über Wasser hielt.