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Der zweite Lockdown verhinderte mehrere Wiederaufnahmen zum Jubiläum der Freischütz -Uraufführung vor 200 Jahren – z. B. in Dresden, an der Lindenoper Berlin und die der umstrittenen Inszenierung von Kay Voges in Hannover. Auf der Jubiläums-CD liefert Christoph Eschenbach mit dem Konzerthausorchester Berlin und Anna Prohaska – 2020/21 dort Artist in Residence – einen Streifzug durch Webers Schaffen, das dem theatralen Anlass des früheren Königlichen Schauspielhauses ebenso gerecht werden will wie dessen heutiger Funktion als Konzertsaal. Landestheater Detmold. Für Letztere steht Webers Konzertstück f‑Moll – ein Virtuosenstück, das Martin Helmchen und der Chefdirigent vom Gendarmenmarkt mit glanzvoll facettenreicher, aber nicht überzüchteter Grandezza adeln. Der hochgestimmte Feier- und Freudenton überstrahlt die von entstehungszeitlichen Hörern als originär und pittoresk empfundenen Akzente der Ouvertüren (neben der Freischütz -Ouvertüre sind die Ouvertüren zu Rübezahl und Oberon zu hören).
Anna Prohaska nimmt, wie mit ihrer Vitellia in La clemenza di Tito bei den Salzburger Pfingstfestspielen bestätigt, allmählich Abschied von den leichten Sopran-Fächern. Mit der Solo-Oboe im "Burschen"-Lied und der Solo-Viola in der Kettenhund-Ballade bestätigt sie, dass Agathes "junge Verwandte" durchaus Gewichtiges zu sagen hat. Prohaska legt in den Koloraturketten gegen Ende und in der Coda an Kraft zu und führt das mehrsätzige Stück in einen glanzvollen Abschluss. Weber konzertstück f moll op 79 2. Als Hommage zum Konzerthaus-Jubiläum in schwieriger Zeit setzt diese CD ein Zeichen – ebenso wie Christoph Eschenbach mit seiner klaren, gut strukturierten und spielfreudigen Sicht auf Weber, die dem Virtuosen größere Beachtung schenkt als dem Erfinder eines neuartigen musikalischen Kosmos gespenstischer Grautöne. Roland Dippel
Weber: Konzertstück in F-moll, Op. 79 (für Piano und Orchester) - YouTube