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Aber die Not ist immer noch da, und die Sehnsucht nach Hilfe, und das Bewusstsein: Wenn mir überhaupt irgendwer noch helfen kann, dann ist es Jesus. Dein Glaube an ihn ist zwar kaputt, trotzdem lässt du nicht locker, betest und flehst weiter – du hast ja keinen Plan B. Da magst du dann die Worte des verzweifelten Vaters sagen, unsere Jahreslosung: "Ich glaube, hilf meinem Unglauben! " Gott tut Wunder. Er tut das Wunder, dass er diesen deinen Unglauben als Glauben ansieht, also als Vertrauenserweis, der sogar größer ist als jedes formal richtig nachgesprochene Glaubensbekenntnis. Und dann wird er dir helfen – zu seiner Zeit und auf seine Art. Denn, wie gesagt, drei Dinge sind es, die den rettenden Glauben auszeichnen: Erstens erkennt er die eigene Not, zweitens erkennt er das eigene Unvermögen und drittens erkennt er Jesus als den Einen, der ihm noch helfen kann. Es mag sein, dass du solche Erfahrungen noch nicht gemacht hast. Man muss sie auch nicht unbedingt machen, um ein Christ zu sein, man kann auch ohne besondere Not in einem ganz normalen Leben an Jesus glauben und damit selig werden.
Die Jahreslosung für 2020 ist der Geschichte von der Heilung eines "besessenen" Knaben durch Jesus aus dem Markusevangelium entnommen (Mk 9, 14-29; vgl. Mt 17, 14-20; Lk 9, 37-42). Die in "Ich glaube, hilf meinem Unglauben! " ausgedrückte Spannung – glauben (vertrauen) zu wollen und es doch nicht zu können – kennen wir alle. Gerade am Anfang eines neuen Jahres kann diese Spannung uns besonders bedrängen. Was wird das neue Jahr bringen? Welche Herausforderungen erwarten uns? Wie können wir ihnen begegnen? Welche Rolle kann dabei der Glaube an Gott, das Vertrauen auf Gott spielen? Und was, wenn uns gerade das schwerfällt? Diese Fragen wollen wir im diesjährigen Familiengottesdienst zur Jahreslosung bewegen.
Was wird aus den alten Menschen? Viele genießen ihr Leben auch im hohen Alter und unterstützen die Jungen. Aber was passiert, wenn meine Angehörigen nicht mehr allein zurechtkommen? Die, die alte Menschen pflegen, fragen sich: Reicht meine Kraft weiter aus? Mal denke ich ja, mal bin ich sehr erschöpft. Und wie wird das erst aussehen, wenn wir vielen einmal alt sind? Unsere Kinder haben gute Aussichten. In Schule und in der Ausbildung werden sie umworben und gefördert. Aber können sie den Stress bestehen, bei den Prüfungen, und dann im Beruf dem Druck standhalten? Und was kommt auf sie zu, wenn wir die Klimaveränderung nicht aufhalten können? Wir leben im Frieden in Deutschland und in Europa. Und doch steht so viel Selbstverständliches in Frage. Wie schaffen wir das, dass wir zusammenhalten, auch wenn wir verschiedene Ansichten haben? Damit nicht geschossen und gemordet wird? Die Jahreslosung ist ein starkes Wort für unsichere Zeiten. Ich glaube, sagt sie, ich setze mein Vertrauen auf Gott.
Der Junge hat Anfälle, die ihn zu Boden reißen, wieder und wieder– und niemand kann ihm helfen, auch nicht der Vater. Der Junge ist dann nicht er selbst, nicht ansprechbar. Er ist besessen von einem sprachlosen Geist, so deuten Menschen zur Zeit Jesu diese Krankheit. Sie fürchten den Dämon, der das Leben des Jungen bedroht. Denn gefährlicher als die Anfälle sind bis heute die Unfälle, die passieren, wenn die Kranken beim Krampf ins Feuer oder ins Wasser oder unter die Räder geraten. Der Vater ist hilflos- und er lässt nicht locker. Überall sucht er nach Hilfe. Jetzt soll Jesus selbst helfen. Der Vater wendet sich an ihn. Jesus will den Jungen sehen. Bringt ihn her, sagt er. Denn das ist ja die Not, dass die Krankheit den Jungen geradezu verschwinden lässt, weil er verstummt. Jesus will Kontakt aufnehmen, und gerade da zeigt der böse Geist noch einmal seine ganze Kraft, der Junge stürzt, wird vom Anfall hin- und hergerissen. Jesus bleibt da, und er fragt nach. "Wie lange geht das schon so? "
Die Psalmen sind voll von solchen Worten, die Gott sehr dringend ansprechen: "Meine Kräfte sind vertrocknet … und du legst mich in des Todes Staub! " ( Ps 22, 16) Hiob ruft: " Ich schreie zu dir, aber du antwortest mir nicht! " ( Hi 30, 20) Selbst Jesus schreit im Sterben zu Gott: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? " ( Mat 27, 46) Was für einen guten Gott haben wir doch, dass wir so etwas dürfen! Wir dürfen laut werden gegenüber Gott, der uns doch versprochen hat, bei uns zu sein. Wir dürfen ihn erinnern an sein Versprechen, dass er es unendlich gut meint mit uns. Beeindruckt bin ich auch davon, wie genau der Vater sich selbst kennt. Ja, er glaubt, aber er kennt auch seine Zweifel, seinen Unglauben. Wie soll er denn reagieren, als Jesus ihm mit dem Satz kommt: "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt"? Der Vater tut das einzig Richtige: Er steht zu seinem Glauben und zu seinen Zweifeln. Der Glaube ist nicht das Problem. Das Problem ist der Unglaube. Für den bittet er Jesus um Hilfe.