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•Dein Wille geschehe von Michael Robotham• Dein Wille geschehe ist erst das zweite Buch, was ich aus der Buchreihe über Joe O'Loughlin gelesen habe, doch weiß ich jetzt schon, dass diese Reihe Potenzial zu einer Lieblingsreihe hat. Denn wieder einmal wurde ich komplett in den Bann der Geschichte und die Arbeit des Psychologen gezogen. Das Cover des Buches ist wieder einmal düster, schaurig und gefährlich, sodass der Leser direkt darauf vorbereitet wird, dass Michael Robotham einen schrecklichen Mord für uns parat hat. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, inwieweit dieses Cover den Inhalt des Buches widerspiegelt, finde ich es unglaublich gelungen. Michael Robotham hat mich mit seinem Schreibstil wieder einmal beeindruckt. Denn jedes Mal frage ich mich, wie es nur schafft, sich in Joe O'Loughlin und den Mörder hineinzuversetzen, ohne dass der Leser Zweifel an der Story bekommt. Der Autor schafft es einfach, mich zu 100% zu überzeugen und die Geschichte mit seinem Schreibstil unglaublich real darzustellen.
Michael Robotham schreibt sich in die 1. Liga. Detective Inspector Vincent Ruiz, Leiter des Dezernates für schwere Gewaltverbrechen, wird schwer verletzt aus der Themse gezogen. Acht Tage später erwacht er aus dem Koma, doch nicht nur sein Ehering ist weg, sondern auch der dazugehörige Finger und - noch viel schlimmer - sein Gedächtnis. So erregt Ruiz den Argwohn seines Chefs, Superintendent Campbell Smith, als dieser ihn zu einer Schiesserei auf einem Boot befragen möchte, bei der offenbar ein Blutbad angerichtet wurde. Ruiz wurde dabei durch einen Schuss am Bein getroffen und ging kurz darauf über Bord. Aber was wollte er überhaupt auf dem Schiff? Während seine Genesung nur sehr schleppend voran geht, träumt er von einem zurückliegenden Fall. Vor drei Jahren verschwand die damals siebenjährige Mickey Carlyle und wurde seitdem nicht gefunden. Aufgrund überzeugender Indizien wurde damals ihr Nachbar Howard Wavell wegen Mordes an Mickey verurteilt, aber Ruiz glaubt nicht an den Tod des Mädchens.
In Zeiten wie heute, wenn das kapitalistische Wirtschaftssystem aus seinen mürbe gewordenen Nähten platzt, ist es wichtig, auch mit dem Finger der Schreibkunst auf die offenen Stellen zu zeigen. Dass Banken mit dem Organisierten Verbrechen kollaborieren, deren Schwarzgeld aus Drogen- und Waffenhandel waschen, ist jetzt nicht die allerneuste Information, doch bei aller Desinformation und Ablenkungsmanövern kann die Wahrheit nicht oft genug wiederholt werden. In Zeiten, da Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt. (Zitat: George Orwell, dem Buch vorangestellt)
So erfährt der Leser Ruiz' "ganze" Lebensgeschichte, eingebettet in den "laufenden Fall" und dies mit einer großen, atmosphärisch dichten Schreibweise, die schon in Adrenalin vollends zu überzeugen wusste. Einmal mehr schwebt der Leser mittendrin in diesem eigenwilligen Plot, welcher die Geschichte überwiegend "rückwärts" erzählt. Durch Befragungen und weitere Recherchen, erarbeitet sich Ruiz immer mehr Einblicke in die vergangenen Wochen und kommt so nach und nach recht mühsam in seine Ermittlungen wieder herein. Sehr einfühlsam wird beschrieben, wie sich Ruiz verzweifelt bemüht, sein Gedächtnis zurück zu erobern, zunächst jedoch weitgehend erfolglos. Ein erster Lichtblick zeigt sich erst nach rund 300 Seiten. Bis dahin hat Autor Robotham viel Gelegenheit seinen Protagonisten vorzustellen und einige Blindspuren gekonnt zu legen. Wer sich übrigens für das Londoner Abwassersystem interessiert, der sollte sich Amnesie auf jeden Fall durchlesen, denn dieses spielt hier eine nicht unwesentliche Rolle - aber das nur nebenbei.