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Ich werde, wenn ich billig sein will, mit Sorgfalt vermeiden, irgendjemanden zu beleidigen, vor allen Dingen aber einen Mann von Geist, wenn ich im Geringsten mein eigenes Interesse im Auge habe. Wie unsere Zuneigung zu Menschen wächst, denen wir Gutes tun, so unser Hass gegen die, welche wir sehr beleidigt haben. Selten hat ein Grobian Galle. So wie es selten Komplimente gibt ohne alle Lügen, so finden sich auch selten Grobheiten ohne alle Wahrheit. Wer zu Unrecht jemanden beleidigt, gibt anderen Anlass, ihn zu Recht zu beleidigen. Kränkungen haben ihr Gutes: Sie setzen einen ins Recht. Grobe Menschen, welche sich beleidigt fühlen, pflegen den Grad der Beleidigung so hoch als möglich zu nehmen und erzählen die Ursache mit stark übertreibenden Worten, um nur in dem einmal erweckten Haß- und Rachegefühl sich recht ausschwelgen zu können. Es ist weit angenehmer, zu beleidigen und später um Verzeihung zu bitten, als beleidigt zu werden und Verzeihung zu gewähren. Verfahre wie ein raffinierter Kutscher, der seine Pferde nicht einfach auf den Rücken peitscht, sondern dort, wo es fühlbar ist: Auf den Bauch oder zwischen die Ohren!
Fast wie aus dem Nichts kommen sie: Komplimente, für die du dich erst einmal bedankst und dann aber denkst: "Moment mal…". Einige Menschen beherrschen die perfide Kunst der heimlichen Beleidigung einfach überragend… sie lächeln Dir ins Gesicht und stoßen gleichzeitig eine Klinge aus nett klingenden Worten in deinen Rücken. Und auch wenn wir fließend ironisch sprechen und Sarkasmus sofort heraus hören: Crappy Compliments sind wahrscheinlich gar nicht immer als Beleidigung gemeint, tun aber auf der Meta-Ebene trotzdem scheußlich weh. Wow, hast du etwa abgenommen? Komplimente sind wie ein geglückter Seiltanz zwischen Wahrheit und Übertreibung – und auch wir können sie als perfiden Dolchstoß für verhasste Menschen nutzen. Dass es echt beeindruckend ist, wie jemand drei ganze Teller Nudeln mampfen kann, klingt erst mal anerkennend. In Wirklichkeit aber ist es eine fiese Schönheit im Schafspelz, ein subtiler Hinweis dafür, dass das Gegenüber den Hals nicht voll kriegen kann, nicht teilen möchte oder wir sie einfach nicht ausstehen können.