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Da helfen auch Juristen nicht viel weiter. Offensichtlich haben sie aber Verständnis für die Angst der Menschen, sich bei Hilflosigkeit im Alter "herabgewürdigt zu sehen zum Objekt wissenschaftlicher Neugier oder paternalistischer Fürsorge von Halbgöttern in Weiß", wie Wolfgang Eisenmenger formulierte. Höher als das von Medizinern definierte Wohl des Patienten stelle die Rechtsprechung zunehmend dessen Willen. Das "Kemptener Urteil" fülle eine Gesetzeslücke. Danach ist es bei Sterbenden und bei Todkranken mit weit fortgeschrittenem Leiden zulässig, auf künstliche Ernährung und andere auf Lebensverlängerung zielende Maßnahmen zu verzichten, also passive Sterbehilfe zu leisten, wenn dies dem tatsächlichen oder - zu ermittelnden - mutmaßlichen Willen des Kranken entspricht. Im Zweifel habe der Lebensschutz Vorrang. Suizid durch Verzicht auf Nahrung - WELT. Nach anderen Urteilen aber werde der Nahrungsentzug nicht als Unterlassung, sondern als (unzulässiges) aktives Handeln betrachtet. Eisenmenger riet, die Gerichte möglichst außen vor zu lassen und im Einzelfall "vernünftig" statt medizinisch oder juristisch zu entscheiden.
Jedoch entschied sie sich in Absprache mit dem Arzt und ihren Kindern, durch Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit zu sterben. Sie wurde von den Kindern und dem Arzt gepflegt, verweigerte täglich das angebotene Wasser und starb nach drei Wochen, wobei der Flüssigkeitsverzicht zehn Tage währte. Frau B. sei "bis zum Tage ihres Todes bei klarem Verstand" geblieben, habe nur wenige Beruhigungsmittel benötigt, ihr Tod sei von der Tochter als sanft geschildert worden. Verifizieren lässt sich das nicht. Künstliche Ernährung – wann ist sie nicht mehr zulässig? » KAI Intensiv. Es entspricht indes einer im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Studie über Hospize im US-Staat Oregon, wo Pfleger das Sterben jener Menschen, die ohne direkte Todesaussicht das Essen und Trinken einstellten, als friedlich einschätzten. Allerdings schildert die Wozz-Stiftung auch einen entgegensetzten Fall. Frau G., die massiv litt und deren Tochter sagte: "Es war nicht mitanzusehen, wie sie dalag. Einige Schwestern kamen nach einem Besuch bei ihr weinend aus dem Zimmer. " Die Autoren machen dafür eine unzureichende Pflege verantwortlich sowie das Fehlen klarer Absprachen mit einem Arzt.
Ob Vincent Lambert von dem Streit um sein Leben etwas mitbekommt, ist ungewiss. Er ist seit seinem Unfall querschnittsgelähmt, die Ärzte bezeichnen seinen Zustand als vegetativ. Laut einem Gutachten vom November hat er "keinen Zugang mehr zu seinem Bewusstsein". Nach einem furchtbaren Vorfall, der im Video festgehalten wurde, ist ein Rentner gestorben. AFP/sob
Die Autoren betonen, dass die Anwendung einer PEG-Sonde immer einer medizinischen Indikation bedarf. In der Geriatrie und Gerontopsychiatrie sei sie als Ultima Ratio anzusehen. Nahrungsverweigerung knne auch ein stummer Ruf nach mehr Zuwendung sein. Lebenserhaltend und lindernd Eine PEG-Sonde sei oft als palliative, aber auch als lebenserhaltende Manahme notwendig, um Mangelernhrungen und deren erhebliche negative Folgen bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall oder Morbus Parkinson zu vermeiden. Menschen mit einer psychischen Erkrankung, etwa einer Depression oder Magersucht, mssten von der krankheitsbedingten Notwendigkeit einer knstlichen Ernhrung, gegebenenfalls auch einer PEG-Sonde, berzeugt werden und ohne deren Zustimmung knstlich ernhrt werden, falls dies notwendig ist. Künstliche ernährung beenden wie lange bis zum tod unseres autoren. Bei entscheidungsfhigen Patienten sollte eine knstliche Ernhrung nicht gegen deren Willen erfolgen. Ein schwieriges Urteil werde von den Betreuern bei einem nicht mehr entscheidungsfhigen, noch nicht sterbenden Menschen verlangt.
Er nannte es "unsittlich", den Verzicht auf Flüssigkeit im Formular einer Patientenverfügung vorzusehen. Auf dem Berliner Workshop ging der Bonner evangelische Theologe Ulrich Eibach auf die "Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung" ein. Nach der Neufassung von 1998 ist eine "lebenserhaltende Therapie einschließlich - gegebenenfalls künstlicher - Ernährung auch bei schwersten Hirnschädigungen und anhaltender Bewusstlosigkeit geboten", was auch Eibachs Auffassung ist. Nach den BÄK-Grundsätzen hat der Arzt in jedem Fall die Grundversorgung eines Sterbenden zu gewährleisten. Dazu gehören zum Beispiel Zuwendung, Linderung von Schmerzen, Atemnot und Übelkeit und "das Stillen von Hunger und Durst". Sterben durch Verzicht auf Essen und Trinken | NDR.de - Ratgeber - Gesundheit. Nicht geklärt habe die BÄK, ob im Zweifel der Wille des Patienten oder die Lebenserhaltung höher steht, meinte Eibach. Der Patientenwille aber widerspreche oft dem, was der Arzt unter Fürsorge verstehe, ergänzte die Münchener Medizinethikerin Elisabeth Hild. Sie vermisst in den BÄK-Grundsätzen klare Handlungsanweisungen.