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Wie durch eine Lupe betrachtet Marlen Haushofer Vorgänge und Situationen des Lebens und bringt sie in einer ihnen angemessenen, mitunter erstaunlichen Form dem Verstand und Gemüt des Lesers nahe. Ohne ausdrücklich aufeinander bezogen oder komponiert zu sein, stellen die Erzählungen in ihrer Gesamtheit eine grosse vielsätzige Suite, eine Variationsreihe über das uns immer bewegende Thema "Unser Leben" dar.
Marlen Haushofer war keine Sammlerin. Wenn etwas für sie als abgeschlossen galt, wandte sie sich Neuem zu. Vieles von dem, was sie schrieb, hat sie nicht aufgehoben, nicht datiert, nicht bewahrt. Dieser erste Band der Gesammelten Erzählungen enthält Geschichten, die bisher zum grossen Teil nur in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht worden sind. Die frühen Texte, die in den Jahren zwischen 1947 und 1958 entstanden, zeigen schon literarische Differenziertheit und die thematische Vielfalt der Autorin. Manche der Erzählungen sind hell, duftig, fast schwebend. Andere haben schon etwas von der Traurigkeit der späteren Romane. Immer aber zeigen sie etwas Wesentliches. Der Tod der Grossmutter, der erste Kuss, ein Sonntagsspaziergang – im begrenzten Ausschnitt offenbart sich der sensible und betroffene Blick einer Frau, die ihre Welt wahrnahm wie eine Seherin. Marlen haushofer der erste kuss de. Viele Kindheits- und Familienerlebnisse sind eingeflossen, viel Nähe zu der österreichischen Landschaft, die sie umgab, und immer sind die Ereignisse der Zeit ganz lebendig.
Ich habe meine Arme um dich gelegt. Eine tiefe innere Ruhe umgab mich. Ich war entspannt, Fehler waren mir egal, ob uns jemand sieht war mir egal. Ich war seit langem wieder glücklich und das nicht nur von außen, ich spürte Glück aus tiefster Seele. Und plötzlich bemerkte ich die Stille. Es war nicht ruhig, sondern vollkommen still. Keine Autos, kein raschelndes Laub, kein Wind, nichts außer mein Herz, das mir bis zum Hals schlug. Es war perfekt, diese Stille, so friedlich. Es war, als ob es nichts schlechtes mehr auf dieser Welt gäbe. Es war so wunderschön. Es war ein völlig neues Gefühl. Man kann es nicht beschreiben, denn dazu fehlen einfach die Worte. Marlen haushofer der erste kuss meaning. Ich weiß nur eins: Ich werde es nie vergessen. Weder deine Lippen auf meinen, weder deine Hände überall auf meinem Körper, weder diese friedvolle Stimme, noch dieses unbeschreiblich gute Gefühl. Seit jenem Abend war ich verliebt. Nicht nur in dich, oder das Leben oder sonst irgendetwas. Nein, ich war aus tiefster Seele darin verliebt, verliebt zu sein und dafür danke ich dir.
Wie liefen da die Diener und Köche! Bald zog süßer Kuchenduft durch alle Säle und Gänge, so daß den kleinen Pagen das Wasser im Mund zusammenlief. Das Waldmädchen aber saß in seinem hohen Gemach vor dem Himmelbett und wagte nicht, die Wange auf das seidene Kissen zu legen. Der erste Kuss Archive - My CMS. Es hatte die Hände im Schoß gefaltet und staunte über all die Pracht. Und als sich der König herabneigte und es auf den Mund küßte, erschrak es von neuem, denn es hatte noch nie einen Kuß bekommen. Bald aber merkte es, daß ihm der König nichts zuleide tun wollte, und strich ihm zögernd mit den Fingerspitzen über die Wangen und wollte noch immer nicht glauben, daß er kein Elf war. Da lachte der König, streichelte die braunen Locken des Mädchens und ließ es allein.