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"Die fantastische Welt von Oz" im Kino: Die faule Magie des Zauberers von Oz Disney erzählt in "Die fantastische Welt von Oz" die Vorgeschichte des berühmten Zauberers, der als Mensch ein Fantasiereich regiert. Zauberer sind Aufschneider. Ihre Kunst besteht darin, mit viel Brimborium so zu tun, als ob. So geben sie den Erwachsenen das Staunen zurück, schenken ihnen ein paar Momente, in denen sie sich wieder wundern können — darüber, dass Frauen schweben, Tauben im Ärmel verschwinden und die Naturgesetzte manchmal doch nicht gelten. Schlimm nur, wenn ein kleines Mädchen für wahr hält, was es sieht, und den charmanten Oscar Diggs anfleht, er möge sie heilen, ihre Lähmung fortzaubern, damit sie herumspringen kann wie die anderen Kinder. Diggs ist nämlich ein ziemlich mieser Trickser und auch sonst ein windiger Hund. Dass ein Kind ganz unschuldig an ihn glaubt, damit seine Magie außer Kraft setzt, seine Kunst vernichtet, versetzt ihn in Panik. Dann bricht auch noch ein Unwetter los, der Jahrmarkt-Magier flüchtet in einen Heißluftballon, wird davongewirbelt und schon ist er da, wo wir ihn kennen: in der fantastischen Welt von Oz.
Die wundervollste Leistung ist allerdings die von [i]Joey King[/i], die das kleine Porzellanmädchen spielt. Bei den Nebendarstellern gibt es nämlich zwei animierte, zum einen erwähntes Porzellanmädchen, zum anderen einen geflügelten Affen, dem [i]Zach Braff[/i] Mimik und Stimme lieh. Während Braff einen überaus witzigen und sympathischen Sidekick für Oz abgibt stiehlt King allen anderen die Show. Die filigran animierte Porzellanpuppe wirkt durchgehend so süß, niedlich und überaus zerbrechlich, dass man ihr die gekonnten Kommentare gar nicht zutrauen würde. Ein Zauber umgibt diese Figur, der für Gänsehaut sorgt und etliche Szenen mit dem kleinen Wesen aus Porzellan sind so herzallerliebst und berührend, dass man es kaum glauben mag. Diesen Zauber erlebt man heute im Kino nur noch äußerst selten und er geht nicht nur von dieser animierten Figur aus. Auch den Moment des Übergangs nach Oz umgibt dieses wohlige Gefühl und zudem ist er ein echter Augenöffner. Dadurch, dass der Beginn komplett in 4:3-Format und Schwarz-Weiß gehalten ist, gelingt es eine gewisse triste Stimmung auszugestalten, die dann auf wundervolle Weise durch das Ausweiten des Formats auf die komplette Kinoleinwand und den Einsatz der Farben gebrochen wird.
Letzteren kennt man unter anderem dafür, dass er den Großteil der faszinierenden Welt aus "Avatar Aufbruch nach Pandora" erschaffen hat. Er ist bekannt für seine Bildgewalten und so war schnell klar, dass er auch das Land Oz in gewaltigen Bildern darstellen würde. Bei diesem Film stimmt einfach fast alles. Die Schauspieler wurden wirklich fabelhaft ausgewählt und James Franco kann in der Rolle des Zirkusmagiers von Anfang bis Ende überzeugen. Ich war fasziniert von der Entwicklung, die sein Charakter in gerademal 130 Minuten vollzogen hat und wie einzigartig Franco dies rüberbringen konnte. Er hat sich von einem egoistischen, geldgierigen Zirkusmagier zu einem herzlichen, gütigen Mann entwickelt, der von einer ganzen Nation als deren Held gefeiert wird. Franco kann mit der Rolle des Oscar Diggs erneut beweisen, dass er einer der besten und facettenreichsten Schauspieler unserer Generation ist und absolut jede Rolle, ob gut, ob böse, hervorragend verkörpern kann. Auch die drei Hexenschwestern, verkörpert von Mila Kunis, Rachel Weisz und Michelle Williams, können in ihrer ganzen Pracht überzeugen.
So entsteht auch ein starker Bezug zu dem gänzlich ohne Computeranimationen inszenierten Der Zauberer von Oz aus dem Jahr 1939, dessen Kulissen für unsere heutigen Sehgewohnheiten ebenfalls wenig überzeugend wirken. Selbstverständlich kommen in der Neuauflage der Geschichte einzelne Elemente aus dem PC – so zum Beispiel der fliegende Affe Finley (im Original gesprochen von Zach Braff) oder das Porzellanmädchen. Die Hintergründe jedoch sind nicht nur durch den Green Screen, sondern zu großen Teilen auch durch aufwendig gestaltete Setbauten entstanden. Auch auf der inhaltlichen Ebene geht es um Imitation. Oscar Diggs spielt den Magier in der realen Welt ebenso wie im Fantasiereich von Oz. Er ist purer Schein, auch abseits der Bühne. Seine Triebfeder ist eine egoistische Sehnsucht nach immer größerem Ruhm, weshalb ihm das Amt des Königs gerade recht kommt. Dass damit auch Verantwortung verbunden ist, blendet Oscar zunächst aus. Doch auch die anderen Figuren spielen im Grunde lediglich Rollen, manche mehr, manche weniger offensichtlich.