actionbrowser.com
Die glückselige Armut ist die Offenheit, in der der Mensch alles von Gott erwartet. Erwartet er alles von Gott, so anerkennt er in aller Demut, dass er vor Gott arm und bedürftig ist: "Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr". Das ist das Tor zum Empfang seines Trostes und seiner Weisung. Offenbar hat Gott eine Vorliebe für die Niedrigen und die Törichten, diejenigen also, die vor Gott mit leeren Händen stehen und wissen um ihre Angewiesenheit auf ihn. "Das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. " Bei Gott gelten keine Leistungskriterien, sondern ganz andere Maßstäbe. Unsere menschliche Logik zerbricht an der Unfassbarkeit der Logik Gottes. Wir können nicht genug darüber staunen, dass Gott vor den Weisen und den Klugen dieser Welt, die sich ja ihrer Weisheit rühmen und meinen, Ihn finden zu können, sein Heil verbirgt. Stattdessen offenbart er es den Unmündigen, also den Geringgeschätzten, den Ungebildeten, den Unvermögenden, kurz: den Deklassierten.
Jesus öffnet seinen Mund. Er redet nicht bloß. Das heißt: Was er mitteilen will, ist von zentraler Bedeutung. Er gibt sogar etwas von sich persönlich preis: "Was ich euch mitteilen will, das lebe ich mit Haut und Haar". Selig seid ihr, die ihr mit leeren Händen vor Gott steht. Vielleicht sind sie leer, weil sie alles hergegeben haben. Selig seid ihr, die auch in dunkelsten Stunde eures Lebens noch ins Leere hinausschreit: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen" – in der Hoffnung, dass am Ende Gott selber es ist, der diesen Schrei auffängt und ihn in hoffungsvollen Klang verwandelt, der niemals verstummt. Selig seid ihr, die aus der "Spiritualität der leeren Hände" her euer Leben gestaltet – die ihr nicht festhaltet an dem, was man sieht, sondern an dem, was man nicht sieht. Denn "Kaufen kannst du dir ein Bett, aber keinen Schlaf; Bücher, aber keine Intelligenz; Essen, aber keinen Appetit; Schmuck, aber keine Schönheit; Häuser, aber keine Gemeinschaft; Medizin, aber keine Gesundheit; Luxusartikel, aber keine Freude; allerlei Sachen, aber kein Glück; sogar eine Kirche, aber niemals den Himmel. "
Im Mittelpunkt der Predigt steht ein Stern, ein Licht, das alles verändert. Denn es war ein Stern, der den Weisen am Himmelszelt aufgefallen ist und der sie angetrieben hat, sich auf den Weg zu machen. Schließlich gibt es Menschen, Orte oder Momente, die haben eine ganz besondere Ausstrahlung, die sind von etwas erfüllt, das nicht verborgen bleiben kann. Von dieser Strahlkraft, die von Jesu Geburt ausging, erzählt der Predigttext aus dem Matthäusevangelium (Kapitel 2, Verse 1-15). Die Predigt zum 1. Sonntag nach Epiphanias habe ich wieder am heimischen Küchentisch aufgenommen, mit Hund und Kater als Zuhörende.