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Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge durch die Drfer zum Hamstern schlgt. Mancher bezieht manchmal etwas Senge, weil er zu wenig Geld hinlegt. Hier fhl ich wahrhaft mich erhoben: Was kmmert uns ein verlorener Krieg! Amerikanisches Mehl wird verschoben nur der Schieber reitet den Sieg! Htten wir nur genug zu essen, wr das Alte mit Gunst vergessen; Ludendorffen entbieten wir Huld... Keiner ist schuld! Keiner ist schuld! Ich hre schon des Dorfs Getmmel, hier ist des Volkes wahrer Himmel. Zufrieden jauchzt die Reaktion: Keine Angst! sie vergessen schon! WAGNER: Mit euch, Herr Doktor, zu spazieren ist ehrenvoll und ist Gewinn; Doch wrd ich nicht allein mich her verlieren, weil ich ein Feind von allem Rohen bin. Das Schreien und Sozialisieren ist mir ein gar verhater Klang; das will ja nur das Volk verfhren uns Reichen wird ganz angst und bang. Wir wollen wieder die alten Zeiten, wir wollen wieder die Menge leiten Zufrieden jauchzt dann Gro und Klein: Ich bin kein Mensch!
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Meist mit gut dotierten Jobs in staatlichen und halbstaatlichen Einrichtungen. Nun, schon seit seinen Anfängen hat das Bürgertum, ob nun konservativ, liberal oder linksliberal, sich seine ganz eigene Welt geschaffen. Man rümpfte die Nase über alles Nassforsche, Laute, Ungepflegte, vermeintlich Ungebildete. Man denke nur an Wagner aus Faust, dem Prototyp eines Bürgers: "Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren, Ist ehrenvoll und ist Gewinn; Doch würd' ich nicht allein mich her verlieren, Weil ich ein Feind von allem Rohen bin. Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben Ist mir ein gar verhaßter Klang; Sie toben wie vom bösen Geist getrieben Und nennen's Freude, nennen's Gesang. " Der Stellenwert von Bildung hat bis heute einen hohen Stellenwert in diesem Milieu. Das hat das Bürgertum seit ungefähr 250 Jahren zu seinem unvergleichlichen Erfolg geführt. Die Attribute sind heute fast die gleichen, nur statt einer gediegen konservativen Weltsicht, herrscht heute in weiten Teilen eine gediegen linke, besser neulinke Weltsicht vor, die inzwischen den Namen "Woke" (Erwacht) trägt.
Doch, zurück zum Helden Artur Lanz. Er ist sich bewusst, dass das postheroische Zeitalter eine Schimäre ist, in einer (westlichen) Welt, in der der Mensch und vor allem der Mann um nichts mehr wirklich streiten muss und, man hat manchmal den Eindruck, auch gar nicht mehr will. Schon gar nicht für seine Würde und die eigene Ehre. Doch wie konnte es so weit kommen? Man könnte der Bequemlichkeit, der Dekadenz, der Gesellschaft im Allgemeinen den Vorwurf machen, vielleicht dem Kapitalismus. Die üblichen Worthülsen eben. Entwickelt hat die westliche Gesellschaft der westliche Mann, (der Frauen Beitrag, soll hier nicht unterschätzt werden). Er tat es mit Verve, mit Brutalität, mit Sensibilität und einer in der Menschheitsgeschichte einmaligen Ideenreichtum. Er ist schon seit einiger Zeit damit fertig. Und zwar auch im sprichwörtlichen Sinne. Bis in den hintersten Winkel von allem sind seine Gedanken und Erfindungen vorgedrungen. Jetzt sitzt er etwas bedröppelt und ratlos bis in reife Jahre vor seinen eigenen Spielzeugen.
Wilhelm Richard Wagner, 1813 Foto: Imago Das mag, isoliert betrachtet, nicht christlich klingen. Doch zum einen muss man sich vergegenwärtigen, aus welcher Stimmung der alte Gelehrte Faust mit seinem naiven Famulus Wagner (! ) in diese Situation kommt: Hat er doch beim Studieren und Geisterbeschwören die Grenzen seines Erkenntnisvermögens erfahren und bereits die Hand zum Gift ausgestreckt, ehe ihn die "frommen Himmelslieder" der Osternacht von diesem Schritt zurückhalten. Und zum anderen wird er kurz darauf, während er sich noch an einer Bibel-Übersetzung abmüht, zum Spielball jener Wette zwischen Gott und Mephisto, bei der viel später, am Ende des zweiten "Faust"-Teils, dann doch das Gute gewinnt. Beim Osterspaziergang indes geht es so wunderbar irdisch zu, dass Faust von "des Volkes wahre(m) Himmel" schwärmt und emphatisch einen dieser Goethe-Sätze ausruft, an dessen Ursprung man beim Zitieren kaum mehr denkt: "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! " Kann man die Stimmung eines – wenn auch momentan nur begrenzt möglichen – sorgenfreien Ostertages in Gottes schöner Natur treffender in Worte fassen?
Ich darf's nicht sein! (1919)