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GOTTFRIED BENN - NUR ZWEI DINGE - YouTube
GOTTFRIED BENN Nur zwei Dinge Durch so viel Formen geschritten, durch Ich und Wir und Du, doch alles blieb erlitten durch die ewige Frage: wozu? Das ist eine Kinderfrage. Dir wurde erst spät bewußt, es gibt nur eines: ertrage – ob Sinn, ob Sucht, ob Sage – dein fernbestimmtes: Du mußt. Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere, was alles erblühte, verblich, es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich. 1953 aus: Gottfried Benn: Sämtliche Werke, Stuttgarter Ausgabe. Band l: Gedichte 1. In Verb. m. Ilse Benn hrsg. von Gerhard Schuster. Klett-Cotta, Stuttgart 1986 Konnotation In einem seiner populärsten Gedichte aus dem Band Destillationen (1953) zieht Gottfried Benn (1886–1956) die Summe seiner Existenz: In einer Art müder Trauer spricht hier das lyrische Ich vom eigenen Dasein als einem sinnlosen Kreislauf und reduziert das Leben auf eine Schicksalsverfallenheit, die sich auf ein stoisches Ertragen der Welt beschränkt. Der von Benn in seinem Spätwerk häufig strapazierte Begriff der "Leere" wird zur negativen geschichtsphilosophischen Formel.
Du bist hier: Text Gedicht: Nur zwei Dinge / Durch so viel Form geschritten (1953) Autor/in: Gottfried Benn Epoche: Nachkriegsliteratur / Trümmerliteratur Strophen: 1, Verse: 13 Verse pro Strophe: 1-13 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und kann daher nicht angezeigt werden. Epoche Autor/in Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation Das expressionistische Gedicht "Nur zwei Dinge", verfasst von Gottfried Benn 1953, thematisiert die Fremdbestimmtheit des Menschen und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Das Gedicht selbst lässt sich nicht in den Zeitraum des Expressionismus einordnen, da aber der Autor aus der Epoche stammt und ein bekennender Nihilist 1 war, lässt sich das Gedicht thematisch in diese Epoche einordnen. Des Weiteren handelt es sich bei dem Gedicht um eines seiner letzten Werke, weswegen es eine Art Resümee an sein Leben ist, dass durch seine Lebensauffassung und seine Erlebnisse geprägt ist. Das Gedicht besteht aus drei Quartetten und ist in einem Kreuzreim angelegt.
Nur zwei Dinge Durch so viele Formen geschritten, durch Ich und Wir und Du, doch alles blieb erlitten durch die ewige Frage: wozu? Das ist eine Kinderfrage. Dir wurde erst spt bewut, es gibt nur eines: ertrage - ob Sinn, ob Sucht, ob Sage- dein fernbestimmtes: Du mut. Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere, was alles erblhte, verblich, es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich. Gottfried Benn
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Durch die Personalpronomen 3 "Ich", "Wir" und "Du" (V. 2) kreiert der Autor ein lyrisches Ich und bindet den Leser, wie als auch das menschliche Kollektiv in das Gedicht ein. Die "Formen" (V. 1) stehen für die Lebensabschnitte, die ein Mensch durchläuft. Äußerlichkeiten, wie die Umgebung beispielsweise, mögen sich verändern, aber im Kern sei alles Monoton und es gäbe nur die "Leere" (V. 11). Zu dem personifiziert Benn die "Formen" durch das "geschritten" (V. 1) und schafft dadurch eine metaphorische Ebene, wobei die Lebensabschnitte mit einem Lebensweg gleichgesetzt werden. Daraufhin stellt Benn die Frage "wozu" (V. 4), die sich auf den Sinn des Lebens bezieht. Diese sei eine banale "Kinderfrage" (V. 5), die leicht zu stellen und zu erfassen ist, aber auf die eine Antwort schwer oder gar nicht zugeben ist. Das Enjambement 4 in Vers drei soll das "erlitten" (V. 3) hervorheben, dass eine Negation ist und die Qual der Unwissenheit auf die Frage verdeutlichen soll. Die "Kinderfrage" würde zu dem im Kindesalter seinen Anfang finden und sich dadurch das ganze Leben hin stellen.
Ein eindeutiges Metrum 2 ist nicht zu erkennen, da die Betonung der in den jeweiligen Versen variiert. Stattdessen werden wichtige Begriffe, wie die "Kinderfrage" (V. 5) oder die "Leere" (V. 11) betont. Folgend lässt sich das Werk in vier Sinnabschnitte einteilen. Im ersten Sinnabschnitt (V. 1-2) geht es um die Erlebnisse eines lyrischen Ichs. Der zweite Sinnabschnitt (V. 3-6) bezieht sich auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Darauf folgt der dritte Teil (V. 7-10), der hinsichtlich der Frage, den Ansatz der Fremdbestimmtheit darlegt, wonach jeder Mensch "fernbestimmt" (V. 8) sei. Der Schluss (V. 11-12) fasst das Gedicht zusammen und resümiert es, in dem die "Leere" (V. 11) und "das gezeichnete Ich" (V. 12) in den Mittelpunkt gestellt werden. In der ersten Strophe erkennt man eine parallele Struktur in den jeweiligen vier Versen, die alle mit dem Buchstaben "D" beginnen. Die Struktur soll die Monotonie, die das Leben beinhalte, verstärken. Dieses Motiv war schon im Expressionismus ein wesentlicher Bestandteil.