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Es wurde darüber diskutiert, Herrn Brenz zwangsweise ein Beruhigungsmittel zu spritzen oder ihn gar zu fixieren, um ihn und Mitpatienten zu schützen, obwohl er keine Anzeichen von Aggression zeigte. Um derartige Interventionen zu vermeiden, habe ich Herrn Brenz intensiv betreut und begleitet. Er lief pausenlos, wie von Panik getrieben, auf der Station auf und ab, schien dabei überhaupt nicht wahrzunehmen, wo er war. Drei groschen druck digital. Er nahm zu niemandem Kontakt auf und reagierte weder auf Personal noch auf Mitpatienten, die ihn ansprachen. Auf der Station gab es eine Telefonzelle mit Münzfernsprecher, die schien seine Aufmerksamkeit nach einiger Zeit doch irgendwie anzuziehen, dorthin ging er immer wieder. Ich fragte ihn, ob er telefonieren möchte, ob er Kleingeld habe, doch es gab keine Reaktion. Bis ich mein Portemonnaie herausholte, um zu schauen, ob ich drei Zehnpfennigstücke habe. Herr Brenz blieb vor mir stehen und als ich ihm drei Groschen hinhielt, nahm er sie mir sofort aus der Hand und stürmte in die Telefonzelle.
Und gerade die Herausforderung gab den 15- bis 20jährigen die Kraft, die im Bettlermilieu spielende Satire auf die Bühne zu bringen. Das Bühnenbild von Ronald Winter – ein überdimensionales Monopoly-Spielbrett – und die Kostüme von Anja Schulz mit den passenden Requisiten runden die Produktion wunderbar ab. "Die Dreigroschenoper" in der Inszenierung von Bianca Sue Henne ist insgesamt nur noch dreimal in Nordhausen zu sehen: am 8. und 31. Mai sowie am 11. Juni jeweils um 19. 30 Uhr. Der Eintritt kostet einheitlich zehn Euro (ermäßigt fünf Euro). Karten gibt es an der Theaterkasse (Tel. Dreigroschenroman. Buch von Bertolt Brecht (Suhrkamp Verlag). 0 36 31/98 34 52) und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.
"Und der Haifisch, der hat Zähne... " - "Die Moritat von Mackie Messer" ist der wohl bekannteste Hit aus der "Dreigroschenoper". Die Musik komponierte Kurt Weill, am Text arbeitete die damalige Lebensgefährtin von Brecht, Elisabeth Hauptmann, mit. Für diese Gemeinschafts- und Collagearbeit bediente sich Brecht großzügig bei John Gays "Beggar's Opera", und "Die Dreigroschenoper" stürmte schließlich wider alle Erwartungen die Bühnen der Weimarer Republik. Der zugleich schmierige und charmante Gangster Macheath, genannt "Mackie Messer", hat Beziehungen - und die weiß er zu nutzen, ob zu Frauen oder zum Polizeichef Brown. Am Rande der Gesellschaft stehend, scheint all sein Bemühen darauf ausgerichtet, dazuzugehören, zu den Angesehenen und Respektierten, dem Bürgertum. Doch er verstrickt sich immer weiter in seine kriminellen Machenschaften, und am Ende kann ihn nur ein Wunder retten, wie es allein das Theater kennt. Drei groschen druck auf. Manche Dramen sind zeitlos, allgemeingültig über Jahrhunderte hinweg und behandeln archaische Konflikte, die sich damals am Königshof ebenso abspielten wie heute in der Konzernzentrale.
Dabei ist das Werk in der klanglich raffinierten Originalinstrumentation Weills zu hören, die opulenter als gewohnt ist. Team Inszenierung | Kostüme | Licht Konzeptionelle Mitarbeit Ronny Scholz Dramaturgie Heiko Cullmann Besetzung Lucy, Tiger Browns Tochter Jimmy | Moritaten-Sänger Die Königin von England Jana Maaz Ballett der Staatsoperette Dresden, Chor der Staatsoperette Dresden, Orchester der Staatsoperette Dresden