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Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg? Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!
Aufnahme 2015 Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten. Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist. Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge. Ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und zu leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen? Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein anderer?
Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u. v. m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als "teilnehmender Beobachter", um Digitalisierung zu erforschen, Religionswissenschaft leichter zugänglich und niedrigschwelliger diskutierbar zu machen.
PDF-Produktansicht Anzahl lieferbar in 3-4 Werktagen BU026 Spannende Kurzbiografie, geschrieben von dem bekannten Journalisten Eric Metaxas. Ein spannendes Lebens-, Glaubens- und Geschichtsbuch.
Das False-Balance-Problem der deutsch-evangelischen Friedensethik » Natur des Glaubens » SciLogs - Wissenschaftsblogs 04. Apr 2022 Lesedauer ca. 4 Minuten Für viele Menschen, die nicht oder nicht mehr Mitglied einer christlichen Kirche sind, stellt sich der historische Sachverhalt so dar: Es fanden sich immer zahlreiche Priester und Pastoren, die Waffen und Eroberungszüge von Tyrannen bis hin zu den "Deutschen Christen" um Adolf Hitler gesegnet haben. Wenn es aber um den Schutz von Verfolgten und Demokratien wie in Israel oder aktuell in der Ukraine ging, dann gaben sich die gleichen Kirchen gerne besonders "kritisch" und "friedensethisch". Angesichts einer agressiv dualistischen Russisch-Orthodoxen Kirche in Moskau, angesichts einer trotz sexualisierter Gewalt & Implosion vor Reformen zurückschreckenden römisch-katholischen Kirche und angesichts einer Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), deren "friedensbeauftragter" Bischof sich wieder dem Tyrannen Wladimir Putin andiente und der Ukraine Solidarität, das Recht auf Selbstverteidigung und Waffenlieferungen absprach, habe auch ich als als Christ den Frust über die kirchliche Tyrannophilie heute morgen deutlich formuliert.
Wie konnten christliche Kirchen also dazu ernsthaft schweigen? War bzw. ist das nicht zynischer Relativismus pur? Das False-Balance-Problem auch der Kirchen Twitter-typisch diskutierte ich das Thema u. a. mit christlichen Theolog:innen und Medienprofis. Und dabei wurde mir dann klar, dass die Kirchen offensichtlich das gleiche False-Balance-Problem entwickelt haben wie der Journalismus – inzwischen ein Klassiker der Medienethik! Das bedeutet: Weil Medien nur in Demokratien gehalten waren, "kritisch" zu berichten, entstand ein antiwestlicher und antiwissenschaftlicher Relativismus. So wurden beispielsweise Klimakrise- oder Covid19-Leugner anfangs auf die gleiche Stufte gestellt wie ernsthafte Wissenschaftler:innen. Krasse Außenseiter-Positionen etwa von Esoteriker:innen wurden mit Aufmerksamkeit "belohnt" und bekannt gemacht, wogegen der wissenschaftliche Konsens nur noch als "Meinung unter vielen" erschien. Erst in jüngster Zeit haben seriöse Journalist:innen die "False-Balance" als Problem erkannt und beispielsweise Wissenschaftskommunikation und Faktenchecker gestärkt.