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Bis zur Pause schnurrt dieses Treiben erfreulich zügig dahin, verdichtet sich hier und da zu prägnanten Bildern (Bühne: Mathias Fischer-Dieskau, Kostüme: Susanne Hubrich): Da bleibt etwa dieser Gruselmoment im Gedächtnis, wenn sich die Gemüsesorten in schauderlichem Gegenlicht erheben. Oder die bizarre Szene mit dem alten Meistermagier Quiribibi: Der lässt sich stückchenweise in einen Ofen hineinwerfen und verbrennen, entsteigt den Flammen danach aber generalüberholt als Jüngling. Sein Zauberwissen ist dadurch zwar futsch, sein Körper aber wieder fit für die Mädels: eine typische Pikanterie der Marke Offenbach. Es ist aber wohl auch ihm geschuldet, dass der Abend nach der Pause an Frische einbüßt: Im Zickzack der Spielorte zerfasert "König Karotte" zunehmend. Und die Musik kann dafür nur selten entschädigen. Unter Dirigent Guido Mancusi flutscht sie einem zwar flott in das eine Ohr hinein, beim andern aber oft wieder sehr rasch heraus. Da hat Offenbachs "Orpheus", ebenfalls am Währinger Gürtel zu besichtigen, mehr Prägnanz zu bieten.
Die Minister versuchen, Karotte mit Kunigundes Hilfe in Schwung zu bringen. Marktplatz. Die Bürger empören sich über die Missstände unter Karottes Regentschaft. Truck verstreut Zwietracht-Pulver, und schon entwickelt sich ein Aufstand. Fridolin, Robin, Rosée und Truck agitieren. Bald sind Kabinett und Militär auf Seiten der Aufständischen, und alles marschiert Richtung Schloss. Gemüsegarten. Kalebasse kann den schlappen König Karotte ermuntern: Keine menschliche Hand, so erinnert sie ihn, habe Macht über ihre Zauberkräfte. Sie bringt Rosée in ihre Gewalt, der nur noch das letzte Kleeblatt zur Rettung Fridolins geblieben ist. Aber da ist ja noch der Affe... Palast. Der Spuk ist vorbei, König Karotte und sein Gemüse verschwinden. Fridolin kehrt zurück auf den Thron und vermählt sich mit Rosée. Operette von Jacques Offenbach in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
KÖNIG KAROTTE – Volksoper, 2. 12. 2019 (3. Aufführung) (Heinrich Schramm-Schiessl) Jubiläums – und Gedenkjahre von Komponisten haben den Vorteil, dass man die Gelegenheit hat, auch eher unbekannte und selten gespielte Werke kennen zu lernen. Zwar ist es meist so, dass man danach feststellt, dass ein Werk zu Recht in der Versenkung verschwunden ist. Jacques Offenbach war ein Vielschreiber, womit klar ist, dass nicht jedes Werk ein Meisterwerk sein kann und viel Konfektion, die oft dem jeweilige Zeitgeschmack geschuldet war, darunter ist. Manchesmal kann man aber auch kleine Juwelen entdecken, von denen man zumindest bedauert, dass sie in Vergessenheit geraten sind. Ein solches Werk ist zweifelsohne "König Karotte", auch wenn ihm musikalisch die Highlights fehlen, die man sofort mit dem Werk identfiziert und auch wiedererkennt. Offenbach gilt als Satiriker, der insbesonders die Befindlichkeiten während der Zeit Napoleons III. kritisch betrachtete. Er tat das aber nicht mit dem Holzhammer, sondern auf eine sehr diffizile und musikalisch humorvolle aber auch gleichzeitig sehr freche Art.
Mit Rosée verschwindet er in einem Wald. Wald. Rosée erhält ein magisches vierblättriges Kleeblatt – Fridolins letzte Rettung – und damit große Verantwortung: Drei Mal könne sie ein Blatt abpflücken und sich etwas wünschen, der vierte Wunsch gehe zwar in Erfüllung, bringe ihr aber den Tod. Rosée zieht das erste Blatt: Sie will Fridolin sehen und gelangt so ins... Reich der Ameisen. Die Brigadeführerin setzt Fridolin und Truck auf freien Fuß und ist bereit, im Kampf gegen Kalebasse zu helfen. Als diese auftritt, nehmen die Ameisen sie gefangen, und Rosée reißt das zweite Kleeblatt ab, um mit Fridolin, Robin und Truck zu fliehen. 4. Akt Affeninsel. Das dritte Kleeblatt verwendet Rosée, um sie nach einem Schiffbruch auf die Insel der Affen zu retten. Fridolin erkennt in Rosée die junge Frau und entdeckt in ihr seine wahre Liebe. Truck macht die Bekanntschaft eines Affen – ein wichtiger Teil von Robins Plan im Kampf gegen Karotte. Palast. Die guten Tage von König Karotte sind gezählt. Er welkt zusehends.
26. Okt. bis 28. Nov. 2020 Eigentlich ist Prinz Fridolin XXIV. ein ganz normaler Regent: verwöhnt, vergnügungssüchtig und verschwenderisch. Doch der gute Geist Robin hat sich in den Kopf gesetzt, Fridolin zum Wohl seines Landes Krokodyne auf den Pfad der Tugend zu bringen. Unverhofft bekommt er Hilfe von der Hexe Kalebasse, die den Prinzen stürzen will. Mitglieder des königlichen Gemüsebeets übernehmen die Macht: König Karotte und sein Gefolge aus Radieschen, Lauch und Roten Rüben. Eine Zeit der Prüfung und Entbehrung soll Fridolin Maß und Demut lehren, kurz: ihn letztlich zu einem aufgeklärten Herrscher formen. Witzig, bissig und brisant wirkt der Text von Victorien Sardou auch heute noch, gespickt mit literarischen und politischen Anspielungen, die beinahe gegenwärtig erscheinen. Die "komische Zauberoper" (opéra-bouffe-féerie) aus der Feder des Begründers der Operette ist das Jubiläums-Highlight zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach! Koproduktion zwischen der Staatsoper Hannover und der Volksoper Wien König Karotte 1.
Steht Party-Prinz Harry auf Ihrer Bühne? Oder Donald Trump? Der hat ja immerhin einen orangefarbenen Teint. Ja, ein hübscher Zufall. Aber ich finde es müßig, so direkte Parallelen zu ziehen. Bei einer solchen Arbeitsweise kann es einem passieren, dass die Regie schon bei der Premiere veraltet wirkt. Wir aktualisieren das Stück durch eine moderne Sprache. Und wir haben für Wien eine neue Couplet-Strophe geschrieben, die sich auf die Innenpolitik bezieht. Da gibt's ja viel zu berichten. Sie arbeiten vor allem im Musical-Sektor und haben dort etliche Stücke auf die Bühne gestellt. Gibt es für Sie ein Ausschlusskriterium bei der Titelwahl? Werke, die stark mit Erwartungshaltungen belastet sind, vermeide ich lieber - es sei denn, ich finde einen überraschenden Ansatz. Im Operetten- und Musicalfach werden dennoch meist die gleichen, altbekannten Erfolge gezeigt. Mangelt es an Risikofreude? Erstens fehlt vielen Dramaturgen die Repertoirekenntnis. Zweitens geht's ums Geld: An deutschen Stadttheatern soll die jährliche Musical-Produktion oft die mageren Einnahmen kompensieren, die auf der anderen Seite durch eine zeitgenössische Oper entstehen.