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Dazu gehört nun eben so viel nicht, als sich diejenigen einbilden, welche die Aufklärung in Kenntnisse setzen: da sie vielmehr ein negativer Grundsatz im Gebrauche seines Erkenntnißvermögens ist, und öfter der, so an Kenntnissen überaus reich ist, im Gebrauche derselben am wenigsten aufgeklärt ist. Sich seiner eigenen Vernunft bedienen, will nichts weiter sagen, als bei allem dem, was man annehmen soll, sich selbst fragen: ob man es wohl thunlich finde, den Grund, warum man etwas annimmt, oder auch die Regel, die aus dem, [Seitenumbruch] was man annimmt, folgt, zum allgemeinen Grundsatze seines Vernunftgebrauchs zu machen. Diese Probe kann ein jeder mit sich selbst anstellen; und er wird Aberglauben und Schwärmerei bei dieser Prüfung alsbald verschwinden sehen, wenn er gleich bei weitem die Kenntnisse nicht hat, beide aus objectiven Gründen zu widerlegen. Kant denken ist mit sich selbst. Denn er bedient sich blos der Maxime der Selbsterhaltung der Vernunft. Aufklärung in einzelnen Subjecten durch Erziehung zu gründen, ist also gar leicht; man muß nur früh anfangen, die jungen Köpfe zu dieser Reflexion zu gewöhnen.
Das Bewußtsein des sich selbst Beobachtenden ist eine ganz einfache Vorstellung des Subjekts im Urteile überhaupt wovon man alles weiß, wenn man es bloß denkt; aber das von sich selbst beobachtende Ich ist ein Inbegriff von so viel Gegenständen der inneren Wahrnehmung daß die Psychologie vollauf zu tun hat um alles darin im Verborgenen liegende aufzuspüren und nicht hoffen darf damit jemals zu Ende zu kommen und die Frage hinreichend zu beantworten: Was ist der Mensch. Immanuel Kant Beantworten Inbegriff Psychologie Verborgene Wahrnehmung
Was ist nun "Aufklärung"? Kant liefert direkt zu Beginn seine Definition, die jeder Philosophie-Student sich über das Bett hängen sollte: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. […] Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. " Was steht dem entgegen? Warum sind die meisten Menschen unmündig? Kant nennt direkt nach diesem Zitat die beiden Ursachen: "Faulheit" und "Feigheit". "Es ist so bequem, unmündig zu sein", sagt Kant, und er führt dies auch weiter aus: die meisten Denkaufgaben werden anderen Menschen übertragen, den Fachleuten, die dafür bezahlt werden. Kant nennt das Buch, das man kaufen kann, den Seelsorger, den Arzt usw. Kant: AA VIII, Was heißt: Sich im Denken ... , Seite 146. All diese Dinge erleichtern das tägliche Leben, aber sie sorgen eben auch dafür, dass man sich bequem einrichtet und nicht selber denken muss. Eine weitere Sache kommt hinzu: immer wieder wird darauf hingewiesen, wie gefährlich es sei, eigenständig zu denken.
M oralisch ungläubig ist der, welcher nicht dasjenige annimmt, was zu wissen zwar unmöglich, aber vorauszusetzen moralisch notwendig ist. D er Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss. E ine Idee ist nichts anderes als der Begriff von einer Vollkommenheit, die sich in der Erfahrung noch nicht vorfindet. D ie Unendlichkeit der Schöpfung ist groß genug, um eine Welt oder eine Milchstraße von Welten gegen sie anzusehen, wie man eine Blume oder ein Insekt in Vergleichung gegen die Erde ansieht. Kant denken ist mit sich selbst bmw landet. G ewissen ist das Bewusstsein eines innren Gerichtshofes im Menschen. I n dem ehelichen Leben soll das vereinigte Paar gleichsam eine einzige moralische Person ausmachen, welche durch den Verstand des Mannes und den Geschmack der Frau belebt und regiert wird. U nser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen muss. G edanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. A lle Stärke wird nur durch Hindernisse erkannt, die sie überwältigen kann.