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Wo sonst 700 Veranstaltungen im Jahr stattfinden, stehen jetzt Palmen. Das Backstage München mutiert wegen der Pandemie zum botanischen Garten. Im Coronawinter sollen sie im Innenraum überleben. Durch das Dickicht kämpft sich Hans-Georg Stocker, Inhaber des Backstage Clubs. Auf Schildern reihen sich abgesagte Events aneinander. "Ich schaue gar nicht darauf, was alles gewesen wäre", sagt Stocker. "Ich gucke lieber weg, es ist so frustrierend. " Die Dokumentation "Geschlossene Gesellschaft" begleitet Stocker und das Backstage sowie drei weitere Münchener Clubs, P1, Harry Klein und Milla, durch ein Jahr Pandemie: vom Frühling 2021 bis Frühling 2022, bis zum Ende aller Corona -Auflagen. Die Pandemie hat die Kulturbranche hart getroffen. Im geschlossenen Raum eng tanzen, schwitzen, feiern, ging zwei Jahre kaum. Und wenn im Frühjahr 2021 im Öffnungswirrwarr mal Museen öffneten, blieben Clubs geschlossen. Sie befinden sich am hinteren Ende der Nahrungskette. Hans von Brockhausen und Max Weishaupt schneiden Partyszenen mit Leere, Bässe und tanzendes Treiben wechseln mit der wabernden Musik von Christoph Schauer.
Am Sonntag den 08. 05. 2022 öffnen wir erst um 17:30 Uhr Vorher ist Geschlossene Gesellschaft Ihr Flammkuchenhaus Team Beitrags-Navigation
"Die Politik hat immer verzögert reagiert", beklagt auch Peter Süß vom Harry Klein. Es habe nie weitreichende Entscheidungen gegeben, so könnten die Clubs nicht planen. Selbst wer die Subkultur geringschätzt oder keinen emotionalen Wert beimisst, könnte auf die harten Fakten schauen. Clubs bedeuten für Städte wie München Standortvorteile. Sie locken junge Arbeitnehmer:innen in die Großstadt. Und mit einem Umsatz von 81 Milliarden Euro und mehr als einer Million Erwerbstätigen ist die Veranstaltungswirtschaft laut ihrer Interessengemeinschaft der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland. Allein 243 000 Solo-Selbstständige arbeiten im Dienstleistungsbereich für Messen, Konzerthallen und auch Clubs. All diese Menschen bangten zwei Jahre lang. "Geschlossene Gesellschaft" widmet sich ihnen. Die Doku verbeugt sich vor ihnen und ihren Gästen. Sie verschafft Kulturschaffenden dringend benötigtes Gehör. "Es ist Clubkultur, nicht nur Disco", sagt Peter Fleming vom Harry Klein. Deutschland ist mit seinem Kurs vergleichsweise gut gefahren, hat weniger Tote pro Einwohner:innen als das liberale Schweden, weniger als Südeuropa mit ihren durch Troika-Austerität kaputtgesparten Krankenhäusern.