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Zumindest abends rund um die Veranstaltung. Das ist zwar anstrengend, ermöglicht aber auch eine künstlerische Kompromisslosigkeit. Ohne die Gespräche wären manche konservative Theaterfans wohl ziemlich erschrocken angesichts der wilden Kraft, die "Verrücktes Blut" ausstrahlt. Offene Debatten In Iserlohn ist auch nach zwei Stunden Theater der Raum voll. Ein 90-jähriger Abonnent sitzt zwischen vielen Schülern, die von Tine Geissinger zu kritischen Fragen ermuntert werden. Einer versteht nicht, warum die Schauspieler zwischendurch deutsche Volkslieder singen. Ein anderer will wissen, warum so oft geschossen wird. Einerseits verliere dadurch der Schuss an Wirkung, andererseits gebe es kaum eine Knarre, die man ohne Nachladen so oft abfeuern kann. "Es steht so im Stück", ist die auf den ersten Blick nicht besonders überzeugende Antwort. Aber sie steht für Tina Geissingers Konzept. Sie wollte das Stück nicht neu erfinden, vor allem nicht abmildern oder konsumierbarer machen. Verrücktes Blut - Theatertreffen. Es geht darum, auch die Provinz mit rauem, anspruchsvollem, aufregendem Theater zu konfrontieren.
‒ Schülerin der Kurt-Löwenstein-Schule …was Regisseur Erpulat so vielbödig inszeniert, dass es eine helle Freude ist. ‒ Patrick Wildermann, Der Tagesspiegel Verrücktes Blut ist das Stück der Stunde: ein Spiel, das mit sozialem Sprengstoff jongliert und dabei sein Vorbild, den Film »La Journée de la Jupe« von Jean-Paul Lilienfeld, nach dem der Regisseur Nurkan Erpulat und der Dramaturg Jens Hillje die Geschichte von der Banlieu nach Berlin verlegen, weit hinter sich lässt. ‒ Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung Nurkan Erpulat und sein junges Schauspielerteam dürften mit dieser hochintensiven Aufführung nicht nur für die Ruhr Triennale Theatergeschichte schreiben. Theater verrücktes blut park. ‒ Thomas Becker, Westfälische Rundschau "Verrücktes Blut" ist grotesk, realistisch, bitter ernst, schallend komisch. Muss man gesehen haben. ‒ Kai-Uwe Brinkmann, Ruhr Nachrichten
Als Sie alle das "Verrückte Blut" im vergangenen Jahr herausgebracht haben, tobte gleichzeitig die Sarrazin-Debatte. Ihre gefeierte und jetzt auch beim Berliner Theatertreffen gezeigte Aufführung handelt von einer konfliktgeladenen Schulklasse und spielt mit den Klischees, aber auch den Wahrheiten von muslimischen Macho-Jungs und vermeintlich unterwürfigen Kopftuchmädchen; sie spielt zugleich mit Schiller, mit den einst revolutionären deutschen Bildungsidealen und den Absurditäten einer heutigen Leitkultur. Damit haben Sie die ganze Sarrazin-Debatte auf fulminante Weise erübrigt. War Ihnen gleich bewusst, was für ein heißes Eisen Sie da schmieden? Verrücktes Blut | Gorki. SESEDE TERZIYAN: Das alles sind Themen, mit denen wir groß geworden sind. Dafür habe ich keinen Thilo Sarrazin gebraucht. Und wenn die Bundesrepublik ihn braucht, um über etwas zu reden, was seit Jahrzehnten fällig gewesen wäre, dann ändert das nichts an meinen Erfahrungen. NORA ABDEL-MAKSOUD: Ich war relativ erschrocken über die Debatte. Wir hatten keine Ahnung von unserem Timing und den Folgen.