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Die Pandemie hinterlässt allmählich Spuren im Film. Unser Autor hat sich auf der Berlinale mal umgesehen 20. 02. 2022 5 Min. Um gleich mal ein bisschen Hoffnung zu wagen: Man könnte es so deuten, dass die Pandemie nicht länger währt als drei Berliner Filmfestspiele. Denn bisher stellt jede Berlinale während der Corona-Pandemie eine Zäsur dar, die man auch über die Filmwelt hinausdenken kann. Im Februar 2020 war das Festival mit knapp 480. 000 Kinobesuchen und Publikum aus 132 Ländern eines der letzten großen Massenevents vor Beginn der Pandemie. 2021 stand die Notlösung einer Streaming-Berlinale symbolisch für die Splitscreen-Realität des langen Winterlockdowns. 2022 hingegen zeigt sich, dass Kulturveranstaltungen mit umsichtigen Maßnahmen wieder gelingen könnten. Bitte warten musik 2019. Wird das Coronavirus pünktlich zur nächsten Berlinale endemisch sein? Das würde ins Bild passen. Im Film von heute markieren Masken die Gegenwart Die pandemische Realität, die den diesjährigen Festivalablauf dominiert, ist in den Filmen jedenfalls nur bedingt präsent.
Das hat Gründe. Einerseits sind manche Produktionen, die heute veröffentlicht werden, noch vor Corona abgedreht worden. Andererseits ist die Pandemie aber auch ein leidiges Thema – und Masken sind nicht unbedingt förderlich für große Leinwandgefühle. Der ungarische Filmtheoretiker Béla Balázs hat vor knapp 100 Jahren schon geschrieben, dass die Großaufnahme eines Gesichts das ganze Drama enthalte. Wie soll das funktionieren, wenn man nur die Augen der Darsteller*innen sehen kann? Groteske Lockdown-Fantasien In dieser Hinsicht zeigen sich auf der Berlinale drei Arten von Filmen. Die meisten Arbeiten, die im Hier und Jetzt spielen, ignorieren das Thema. In anderen Filmen, wie im südkoreanischen Wettbewerbsbeitrag "The Novelist's Film", sind Masken bloß beiläufige Requisiten der Gegenwart. Ein paar Werke aber interessieren sich ganz wesentlich für die Absurditäten und Verstörungen der Pandemie-Erfahrung. Bitte Warten: Amazon.de: CDs & Vinyl. Sie fragen nach den Auswirkungen für Arbeit und Soziales, Familie und Liebe. Sie betonen, trotz aller Unterschiede zwischen den Ländern, die universellen Emotionen der sozialen Distanz.
Der Film von Gustavo Vinagre erzählt von der Sehnsucht nach körperlichen Begegnungen aus der Perspektive von drei jungen queeren Menschen, die sich durch São Paulo treiben lassen. So lässt sich die Hauptfigur Jonata an einem Straßenstand die Augen schminken, damit über der Maske wenigstens eine Gesichtspartie zur Geltung kommt, und schmiegt sich Rücken an Rücken an einen Fremden auf der Straße ("Küssen dürfen wir ja nicht"). Aus dem Vergleich mit dem HI-Virus, mit dem Betroffene, wie in der Geschichte Jonata, heute weitgehend ohne Einschränkungen leben können, schöpft der Film auch eine Vision für das Ende der aktuellen Corona-Pandemie. "Nicht du hast das Virus vergessen", sagt eine Ärztin am Schluss des Films zu Jonata. Bitte warten musik videos. "Das Virus hat dich vergessen. " Titelbild: Three Tidy Tigers / Cris Lyra Dieser Text wurde veröffentlicht unter der Lizenz CC-BY-NC-ND-4. 0-DE. Die Fotos dürfen nicht verwendet werden.