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Mann, Thomas Thomas Mann Geboren am am 6. 6. 1875 in Lübeck, gestorben am am 12. 8. 1955 in Kilchberg/Zürich. Er entstammte einer wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie. Sein Bruder war der Schriftsteller Heinrich Mann. Die Schule besuchte er nur bis zur Obersekunda. Nach dem Tod des Vaters (1893) übersiedelte die Familie nach München. Dort arbeitete Thomas Mann bei einer Versicherungsgesellschaft und war für kurze Zeit Mitarbeiter beim "Simplizissimus". Literarischen Ruhm erlangte er schon früh mit dem Familienroman "Buddenbrooks" (1901), für den er 1929 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Mit seiner Frau Katja hatte er insgesamt 6 Kinder, unter anderem den ebenfalls als Schriftsteller bekannt gewordenen Klaus Mann. 1939 emigrierte Mann in die USA, wo er 1944 Staatsbürger wurde. Er bekämpfte aus dem Exil heraus die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland. Nach der Rückkehr aus der Emigration im Jahre 1952 lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1955 in Kilchberg bei Zürich. Werke u. a.
Auf dem Gebiet der Novelle wiederholt sich der gleiche Wandel: Die Erzählungen aus dem ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, aber auch »Der Tod in Venedig« (1913); die »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« (1922) und vor allem »Unordnung und frühes Leid« (1926) sind in Problematik und Stoffwahl zeitgenössisch. »Die vertauschten Köpfe« (1940) und »Das Gesetz« (1944) scheinen in die Ferne der indischen oder altjüdischen Legende gerückt. Der »Mario« aber trägt alle Kennzeichen eines »Werkes der Mitte«. Denn auf der einen Seite ist in ihm Thomas Manns Kunst des psychologischen Realismus zur Meisterschaft gesteigert. Die skeptische Ironie, mit der sich der Dichter immer wieder —etwa in den unmittelbaren Anreden an den Leser— als Erzähler von seinem Gegenstand distanziert, verhindert nicht, daß aus seinen Worten nicht nur Landschaft, Milieu und Menschen deutlicher entstehen, als wären sie durch die Linse gesehen, auch Luft und Spannung, Geräusche und Gerüche werden unverwechselbare Wirklichkeit.
Das alles in einer keine 150 Seiten starken Erzählung Thomas Manns, in einer niedlichen, von Meid reizend illustrierten Ausgabe sich dem Blick des Lesers darbietend? Und doch ist es so. Im Lande der allgemeinen Willenlosigkeit, im totenstillen Sklavenhause des menschlichen Masochismus erscheint ein Meistersadist der Seelen. Zauberer im Willenzerbrechen. Selbstbehauptung bis zum Exzeß. Sich selbst und die kleinste Regung seines Willens behauptet dieser Herr der Geister: der Wachsuggestionist Cavaliere Cipolla. Er gibt eine Vorstellung, aber in mehr als einem Sinn wird sie Wahrheit. Er läßt alle Gäste zahlen und pünktlich erscheinen, kommt aber selbst zu spät. Und dann steht er da. Nonchalant. Schamlos häßlich. Dennoch bezaubernd. Verlottert, verschlampt. Dennoch konzentriert. Gesammelt, auf der Höhe seiner selbst. So lümmelt er auf dem Podium zwischen Zigarette und Kognakglas, umschlottert von einem schäbigen Radmantel, bewehrt nur mit einem kleinen Peitschlein mit klauenartigem silbernem Griff – und bewehrt mit dem unerschütterlichen Bewußtsein, der Masse überlegen zu sein.
Die 1930 erschienene Novelle »Mario und der Zauberer« steht in mehr als einer Beziehung in der Mitte von Thomas Manns Lebenswerk. Von den großen Romanen liegt »Der Zauberberg« sechs Jahre zurück, jene tiefbeunruhigende Zeitanalyse, die die erste Hälfte von des Dichters Schaffen abschloß, die Werke der Bestandsaufnahme »seiner Zeit«. Diese Epoche umfaßt außer dem »Zauberberg« die »Buddenbrooks« (1901), gleichsam den Abschied vom »großen neunzehnten Jahrhundert«, dessen Sohn zu sein sich Thomas Mann immer gerühmt hat, ferner »Königliche Hoheit« (1909), jenes »Lustspiel in Romanform«, und schließlich auch die »Betrachtungen eines Unpolitischen« (1918), die der Fünfundsiebzigjährige als »Vorarbeit« zum »Zauberberg« bezeichnet und in denen es ihm »um die Verteidigung von Geist und Kunst gegen Politik« ging. In der zweiten Hälfte seines Romanschaffens wendet Thomas Mann sich ganz dem »Mythischen« zu. Ganz greifbar ist diese Wandlung in der großen Tetralogie »Joseph und seine Brüder« (1933 bis 1943), aber auch die Goethezeit der »Lotte in Weimar« (1939) ist schon mythisch entrückt, wenn auch unserem Bewußtsein nicht so fern wie die mittelalterliche Welt des »erwählten« Gregorius auf dem Steine (1951); und auch sein großer Altersroman trägt nicht umsonst den mythischen und typisierenden Titel »Doktor Faustus« (1947).
Der Verfasser: HELMUT KOOPMANN Geboren 1933. Studium der Germanistik in Bonn. Dr. phil. 1960. 1969-74 Professor an der Universität Bonn. Seit 1974 Professor an der Universität Augsburg. Zahlreiche Gastprofessuren in den USA und in Südafrika. Publikationen: Die Entwicklung des "intellektualen Romans" bei Thomas Mann. Untersuchungen zur Struktur von Buddenbrooks, Königliche Hoheit und Der Zauberberg. 1962. 3. Aufl. 1980. - Friedrich Schiller. 2 Bde. 1966. 2. 1977. - Das Junge Deutschland. Analyse seines Selbstverständnisses. 1970. - Thomas Mann. Konstanten seines literarischen Werkes. 1975. - Heinrich Heine: Historisch-Kritische Gesamtausgabe der Werke. Bd. 11: Ludwig Börne. Eine Denkschrift und kleinere politische Schriften. 1978. - Das Drama der Aufklärung. 1979. - Schiller-Forschung 1970-1980. Ein Bericht. 1982. - Der klassisch-moderne Roman in Deutschland. Thomas Mann - Döblin - Broch. 1983. - Schiller. 1988. - Der schwierige Deutsche. Studien zum Werk Thomas Manns. - Freiheitssonne und Revolutionsgewitter.
So ist Torre, wenn auch immer noch beschaulicher und bescheidener als Portoclemente, bei Italienern und Fremden stark in Aufnahme gekommen. Man geht nicht mehr in das Weltbad, wenn auch nur in dem Maße nicht mehr, daß dieses trotzdem ein lärmend ausverkauftes Weltbad bleibt; man geht nebenan, nach Torre, es ist sogar feiner, es ist außerdem billiger, und die Anziehungskraft dieser Eigenschaften fährt fort, sich zu bewähren, während die Eigenschaften selbst schon nicht mehr bestehen.
1901 Buddenbrooks 1903 Tonio Kröger 1924 Der Zauberberg 1933 Joseph und seine Brüder 1947 Doktor Faustus 1930 Mario und der Zauberer Im Projekt Gutenberg-DE vorhanden (gesperrt bis 2026) Der Zauberberg