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Für manche ist "Turandot" – nicht nur Zeffirellis extravagante Inszenierung, sondern die Oper selbst, die im fantastischen Peking der Legende spielt – ein Beispiel für das Problem. So sehr ich die Musik liebe und so oft ich diese Inszenierung gesehen (oder ertragen) habe, es war unmöglich, sie dieses Mal in diesem Kontext nicht zu sehen. Puccinis Partitur so voll von unbeholfenen Beschwörungen asiatischer Exotik und Stereotypen zu hören, ist für mich unfair. Zuschauerkritik Turandot (2) - IMMLING FESTIVAL - Der Festivalspielort im Chiemgau. Die Geschichte von "Turandot", die auf einem Märchen des italienischen Dramatikers Carlo Gozzi aus dem 18. In die Partitur integriert er mehrere chinesische Melodien. Wie Debussy, der eine Offenbarung hatte, als er 1889 eine Ausstellung asiatischer Kunst und Kultur in Paris besuchte, war Puccini von der chinesischen Kultur aufrichtig begeistert. Er fügt diese Melodien nicht nur in diese Partitur ein, sondern fügt sie – mit Nuancen und Respekt – in seine eigene italienisch anmutende harmonische Sprache des 20. Jahrhunderts ein. Goerke sang die einschüchternde Arie "In questa reggia" mit stählernem Klang und mitreißender Intensität.
Der Bilderwirbel dringt sogar in einen imposanten blutroten Riesendrachen ein, der durch die Lüfte und einmal sogar durch das All kurvt. Er beherbergt in seinem Innern die - wie sollte es anders sein - nur mit Unterhosen bekleideten Opfer Turandots in allen möglichen Verrenkungen und Malträtierungen durch geschlechtslos wirkende chinesische quallen- oder tintenfischartige Frauenkonstruktionen ausgesetzt. EuroBus : News - Turandot 2020 im Steinbruch. Später kommen die acht Männer auf dem Fließband in eine Art chop-off Maschine. Ihre Hälse sind so sauber abgeschnitten wie der Hinterbeinschinken beim Metzgermeister… Trotz aller immer wieder beeindruckenden Bilder, aber ohne entsprechend angereicherte Personenregie "am Boden" ( AES&F machte mit dieser "Turandot" seine erste Musiktheater-Produktion überhaupt) gleitet das Ganze im 3. Akt in Edelkitsch ab, der seinen Höhepunkt im Finale mit einem sich auf und ab wiegenden chinesischen Riesenbaby findet, schon jetzt viel zu dick und aufgeplustert, mit den früheren Opfern, sei es Mann oder Frau, in Miniatur zärtlich gestikulierend auf seinen Armen und Beinen sitzend.
In der Aufführung wird die Schnittstelle optisch durch eine stille Pause und Bilder des aufgebahrten Puccini pointiert. Zur bombastischen Finalmusik Alfanos wird kontrapunktisch die unerwartete Ermordung Kalafs durch Turandot gezeigt. Der Welt ist nicht mehr zu trauen. Die Szene wird wiederholt mit Videoeinspielungen von Philip Bußmann mit der massenhaft marschierenden Jugendorganisation der Schwarzhemden von Mussolini unterlegt. Die Hofschranzen habe ihre schwarzen Fräcke unmerklich in schwarze Uniformen getauscht. Turandot aufführungen 2019 pictures. Eine neue völkische Gesellschaft versinkt in Massenhypnose und taumelt zu den hymnisch-hohlen Schlussakkorden von Alfanos Musik schnurstracks in die noch dunkleren Zeiten des Faschismus. Die Uraufführung der Oper am 25. April 1926 ereignet sich annähernd zeitgleich in den Jahren der Machtergreifung durch Mussolini. Eine überzeugende Engführung des Werkcharakters mit den beklemmenden historischen Ereignissen der Zeit! Die Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Christian Schmidt erweist sich dabei als sinnstiftend.
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Marco Arturo Marellis Bühnenbild spielt mit chinesischen Herrschaftssymbolen. Die riesige Mauer ist vom längsten Bauwerk der Welt, der Chinesischen Mauer, inspiriert. Diese Mauer wird von über zweihundert Terrakotta-Kriegern durchkreuzt, die in den Himmel wie ins Wasser streben.
Zeitweise wirkt es wie ein Zirkus, eine Unterhaltungsproduktion, wenn Chor und Extrachor auf der Bühne agieren und aus dem Nichts ein gefühlt endloser, leuchtender Kinderchor erscheint, der Kaiser Altoum in das Zentrum zieht. Padrissa gelingt es, wie von ihm erdacht, das Großstadttreiben, das Nicht-Stillstehen Chinas auf die Staatsopern-Bühne zu bringen, auch die Auflösung nach Liùs Tod in Stille, Innehalten und Verbundenheit geht auf, dennoch bleibt insbesondere das Kostüm Turandots ein großes Fragezeichen, da es stilistisch eher an der japanischen als chinesischen Kultur orientiert ist. Ein kleiner Kultur-Crash. Aber, möchte man böse sein, ist die Inszenierung an diesem Abend sowieso zweitrangig, denn der Ticketkauf des Publikums unterliegt zum großen Teil einem Grund: Anna Netrebko. „Turandot“ am 09.04.2019 | Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper. Die russische Sopranistin hat München zwar im Sommer 2019 im Rahmen eines Liederabends besucht, ihr letztes Opernengagement liegt allerdings bereits über drei Jahre zurück. Oft wird sie als "leading soprano of the world" betitelt, was sich auch im hohen Eintrittspreis widerspiegelt, der die 300€ in den ersten beiden Kategorien überschreitet.