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Ich hätte es gut gefunden, wenn dieser extreme Wandel noch mehr erläutert worden wäre. Wie konnten die Gespräche mit Hitler dazu führen, dass Pierrot sich so schnell und stark von seinen ursprünglichen Überzeugungen entfernt? Bald ist Pierrot nicht mehr wiederzuerkennen. Die Meinungen von anderen will er nicht hören. Schließlich kommt es zu einer Situation, in der er entscheiden muss, wem seine Treue gilt. Er trifft eine schockierende Entscheidung, nach der es kein Zurück mehr gibt. Danach ist es beklemmend, zu erleben, was die Jahre mit Pierrot machen. Seine Entwicklung hat mich ins Grübeln gebracht darüber, wie intelligente Menschen, denen früh gute Werte vermittelt wurden, sich durch eindringliche Propaganda gänzlich verändern können und zu welchen Taten sie fähig sind. Die Botschaft, die das Buch vermittelt, ist bedrückend. Das Ende ist ein wenig versöhnlich und lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. In "Der Junge auf dem Berg" wird Pierrot nach dem Tod seiner Eltern von seiner Tante auf den Berghof von Adolf Hitler geholt, wo sie als Hauswirtschafterin arbeitet.
Was ich nicht mochte Die letzten 25% des Buches fand ich weniger gut. Ich glaube, das liegt daran, dass Peter immer noch sehr kindlich denkt, obwohl er bereits zum Teenager herangewachsen ist. Als Figur wirkt sein Handeln daher nicht sehr reflektiert. Auch das Erzähltempo passt nicht. 75% des Buchs werden verwendet, um zu erklären, wie Pierrot zum Hitlerjungen wird. Im letzten Viertel nimmt sich der Autor für die Innenschau zu wenig Zeit. Es fehlt die psychologische Motivation, warum Peter trotz aller Schrecken und Vermutungen so unkritisch bleibt. Was habe ich gelernt? Perfektes Timing. Die gruseligste Wandlung, bei der der Junge auch im Kopf zu Peter wird, passierte haargenau zum dritten Wendepunkt (75% der Geschichte). Meine Lieblingsstelle Pierrot hat gerade die Erschießung des Chauffeurs und seiner Tante beobachtet. Er schloss die Augen, während ihr Leichnam weggeschafft wurde, und als er sie endlich wieder aufmachte, erwarte er, die Stelle würde leer sein – aber da stand noch ein Mann in der Mitte des Gartens und sah zu ihm hoch, genau wie Beatrix es kurz vorher getan hatte.
(S. 226) Dass ein Siebenjähriger nicht ganz versteht, was um ihn vorgeht, ist verständlich. Pierrot ist allerdings schon sechzehn, als Hitlers Herrschaft endet. Kann er sich da wirklich noch damit herausreden, dass er doch nur ein Kind war und nicht verstanden hat, was vorging? Nach alldem, was er bei den Treffen der Nazigrößen auf dem Obersalzberg mitbekommen hat? John Boyne stellt sehr differenziert die Frage der Schuld – stellvertretend für viele, die mitgemacht haben, ohne das Vorgehen in Frage zu stellen. Das Buch gibt damit eine Erklärung, wie es dazu kommen konnte, dass so viele diesem Treiben zugestimmt haben. Es ruft aber auch auf, solche populistischen Äußerungen zu hinterfragen und ist damit auch ein wichtiger Beitrag, sich mit aktuellen politischen Tendenzen auseinanderzusetzen. Persönliches Fazit Mit Pierrot können sicherlich hauptsächlich junge Leser mitempfinden. Aber nicht nur für die ist "Der Junge auf dem Berg" lesenswert und muss sich nicht hinter "Der Junge im gestreiften Pyjama" verstecken.
*Werbung* Der Junge auf dem Berg Autor: John Boyne Übersetzerin: Ilse Layer Hardcover: 304 Seiten Erschienen am 24. August 2017 Verlag: FISCHER KJB In den 1930er Jahren wächst Pierrot als Sohn einer Französin und eines Deutschen in Paris auf. Sein bester Freund ist der taube Anshel, der spannende Geschichten schreiben und mit dem er sich auf Gebärdensprache unterhalten kann. Doch dann wird Pierrot zur Waise: Sein Vater begeht Selbstmord, und seine Mutter stirbt an Tuberkulose. Nach einem kurzen Aufenthalt im Waisenhaus holt ihn seine Tante zu sich. Sie arbeitet als Hauswirtschafterin auf dem Berghof, der Adolf Hitler gehört. Gerne möchte Pierrot ihm gefallen, auch wenn er nicht weiß, warum er sich dazu Peter nennen soll und Anshel nicht mehr schreiben darf. Mit der Zeit übernimmt er Hitlers Ansichten immer stärker und trifft folgenreiche Entscheidungen. Wie hätte es einem Jungen ergehen können, der im Umfeld Hitlers aufwächst? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Buch, in dessen Mittelpunkt Pierrot steht.
Pierrot blieb völlig reglos, als Adolf Hitler ihm in die Augen sah. Er wusste, was er zu tun hatte. Er ließ die Fersen Zusammenknallen, riss gleichzeitig den rechten Arm hoch, wobei seine Fingerkuppen die Fensterscheibe streiften, und erwies seinem Führer den Gruß, der ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. An diesem Morgen war er als Pierrot aus dem Bett gestiegen, aber der Junge, der sich dort nun wieder hineinlegte und kurz darauf tief und fest schlief, hieß Peter. aus: Der Junge auf dem Berg (John Boyne)
Sie ist gültig für heute. ' Cornelia Geißler, Berliner Zeitung 'Sprachlich und inhaltlich gelingt John Boyne erneut das literarische Kunststück, seinen Roman so zu verfassen, dass er gerade von jüngeren Lesern verstanden wird. ' Arndt Stroscher, Astrolibrium 'Ein ganz ungewöhnliches Buch. ' Die besten 7 Bücher für junge Leser, Stefanie Jentgens, Deutschlandfunk 'Ein Buch, das mit Sicherheit polarisieren wird, aber viele Diskussionsanlässe bietet und im Grunde trotz der historischen Folie erschreckend aktuell ist. ' Stiftung Lesen Preise und Auszeichnungen: Die Besten 7 im September 2017 Ausgezeichnet mit dem LeseHammer 2018 (Jugendjury) Ausgezeichnet mit dem Buxtehuder Bullen 2017 Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 (Jugendjury) Autorenportrait John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von neunzehn Romanen, darunter >Der Junge im gestreiften Pyjama Leseprobe Schlagzeile 'Dieses Buch ist für mich ein geschichtliches Meisterwerk. '
Übersetzung aus dem Englischen von Maria Hummitzsch und Michael Schickenberg. Piper, München, ISBN 978-3-492-05963-3 2019: My Brother's Name is Jessica. Puffin ISBN 978-0-241-37613-3 2020: A Traveller at the Gates of Wisdom. Doubleday ISBN 978-0-85752-619-9 2021: The Echo Chamber. Doubleday ISBN 978-0-85752-621-2 Roman