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5. 0 out of 5 stars Informativ und hilfreich Reviewed in Germany on September 13, 2016 Ich habe mir dieses Buch gekauft, weil ich mich im Rahmen einer Unterrichtseinheit zum Thema "Wasserspeier" zu den grundlegenden Funktionen von Wasserspeiern informieren wollte, und dabei gleich einige schöne Fotografien als Beispiel für eventuelle Analysezwecke haben wollte. Was soll ich sagen, dieses Buch ist sehr informativ, vor allem der allgemeine Teil über Wasserspeier ist zwar sehr knapp, aber das Nötigste wird gesagt. Faszinierende Welt der Wasserspeier am Freiburger Münster. Die Fotografien sind qualitativ gut, man sieht dass sich der Fotograf Mühe gegeben hat, das "wesen" der Wasserspeier einzufangen. Positiv anzumerken ist des Weiteren die ausführliche Literaturliste, die ich als Grundlage für weitere Recherchen gut verwenden kann. Ich denke ich werde mit diesem Buch in Zukunft noch gut arbeiten können.
In der Tat präsentiert sich rund um das Gemäuer, das als "schönster Turm der Christenheit" gilt, ein wahres Gruselkabinett: Bizarre Bestien, Phantasiewesen mit Flügeln, Hundekopf und schuppenbewehrtem Schwanz; Mixturen aus Mensch und Tier mit weit aufgerissenen Mäulern, Löchern in den Zähnen und völlig verdrehten Körpern, sogar ein Totengerippe starrt mit hervorquellenden Augen auf den Münsterplatz herab. Freiburger Münster. Gotische Geisterbahn Löwen und drachenartige Darstellungen zieren zahlreiche Kathedralen in Frankreich, etwa in Straßburg, Reims und Amiens; sie finden sich aber auch am Kölner und Regensburger Dom oder dem Ulmer Münster. Nirgendwo sonst jedoch ist die Vielfalt der Formen so groß wie in Freiburg, zählen die Wasserspeier zu den kunstvollsten Skulpturen des ganzen Baus: In einer dramatischen Jagdszene setzt auf schmalem Sims ein Hirsch über den in sein Horn stoßenden Jäger hinweg; in wilder Hatz haben sich zwei Hunde in die Ohren des Hirsches verbissen. Ein "Akrobat" balanciert waghalsig auf einem Bein, das andere hinter seinem Kopf auf den Schultem aufliegend.
Beschreibung Die nackte, langhaarige Figur streckt mit durchgedrückten Beinen ihr entblößtes Hinterteil vom Pfeiler weg, während sie sich mit ihren angewinkelten Armen daran festhält. Sie hat zwei Köpfe, die an der rechten und linken Pfeilerecke anliegen: Das rechte Gesicht zeigt ein junges Antlitz, das linke ist dagegen von tiefen Falten durchzogen. Das Vorzeigen von Geschlechtsteilen oder dem Gesäß ("Blecken" = Entblößen) war in der mittelelterlichen Kunst als Spottgebärde und zur Abwehr böser Geister beleibt.
Die einfachste lautet: Hoch oben, wo sowieso niemand genau hinschaut, konnten sich die Bildhauer nach Lust und Laune austoben, erzählt Heike Köster. Der "mittelalterliche Humor" habe sich auf dem Kirchendach eingenistet und "mehr oder weniger geschmackvolle Steinmetzscherze" hervorgebracht, schrieb der Freiburger Kunsthistoriker Fritz Baumgarten vor fast 90 Jahren. Nach einer sorgfältigen Analyse der "buntgemischten Gesellschaft" erschien ihm jegliche zusammenhängende Interpretation, jede lehrhafte oder symbolische Deutung ausgeschlossen. Der pensionierte Domkapitular Willi Vomstein sieht das anders. Für ihn symbolisieren die fiesen Fratzen die "aus der Kirche verbannten Dämonen". Über ihnen thronen die Apostel - ein Zeichen für den Sieg des Evangeliums über das Böse in der Welt. Zu Stein geworden, müssen die Dämonen der Kirche dienen und andere böse Geister vom Gotteshaus abwehren - die Vorstellung, man könne den Teufel durch ihm ähnlich sehende Fratzen bannen, ist in vielen Kulturen verbreitet.