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Tigerbalsam oder Franzbranntwein waren spontane Assoziationen. Ich nehme an das Duftspektakel hatte verschiedene Ursachen. Einerseits sah das Montblanc Meistersück 146 aus wie ein frisch gebohnerter noch feuchter Fußboden mit Spiegelglanz – es wurde wohl liebevoll mit einer schonenden Politur behandelt. Andererseits fiel auf, dass die Mechanik besonders leichtgängig zu drehen ist. Nach näherer Inspektion ließ sich auf der innenliegenden Schraubvorrichtung ein hauchdünner Film eines Schmierstoffes ausmachen. Jeder, der die Schatulle geöffnet hätte, musste sich zwangsläufig so fühlen wie John Travolta beim Blick in den mysteriösen, goldschimmernden Koffer von Marsellus Wallace oder wie Antonio Banderas, der nach dem Öffnen seines Gitarrenkoffers wohl gesamt Mexiko mit dem Geruch von Waffenöl schwängerte. Die Idee des Füllfederhalters als Waffe in avantgardistischer Tradition gefällt mir in diesem Zusammenhang… Verzeihung, ich schweife schonwieder ab. Montblanc meisterstück 146. Also, da lag er nun, wunderbar kräuterig duftend und frisch wiedergeschlüpft… Montblanc Meisterstück 146 mit Ebonit-Tintenleiter Vergleich der Serien In gewisser Weise schließt das erworbene Modell die Brücke zwischen den Celluloid-Meisterstücken der 50er Jahre und den neueren Serien ab den 90er Jahren.
1973 kam dann der 146 in seiner Zigarrenform aus Duroplast zurück. Er untercheidet sich vom heutigen 146 durch einige Dinge, die ihn auch zeitlich teils gut eingrenzen. Das ist somit die dritte Serie. Die vierte Serie kam dann um 1990 mit der wunderschön ziselierten 14-K-Goldfeder mit Platinmaske, dem strichförmigen Tintenstand und der Messing-tragenden Kolbenmechanik. Seither tragen die 146er auch erst eine individuelle Fertigungsnummer. Montblanc meisterstück 146 le grand. Das führt ja manchmal zu Irritationen bei den älteren Modellen. Bis auf Detailänderungen an der Inschrift des Kappenrings und in der Corpus-Länge (Anpassung an den 147er) gibt es Verbesserungen am Tintenleiter, die Ende der 90er vorgenommen wurden. Leider haben die 146er seither kein Ebonit-Tintenleiter mehr. Zurück zur von mir so genannten dritten Serie 1973 bis ca. 1990. Wir haben hier als wesentliche Merkmale: Tintenstandskontrolle zunächst blau-transparent, gegen Ende der 70er grau transparent 14-K-Goldfeder ohne Platinmaske mit Inschrift 14C bis Ende der 70er, dann 14K.
Wenn überhaupt Füllhalter, dann doch eher Parker 75. Aber offenbar hatte man in Hamburg doch viel Gespür für das, was da kommen sollte. Und das in einer Zeit, als die Zahlen rot und die Zukunft wenig rosig für das Traditionsunternehmen waren. Das war noch vor der Übernahme durch Dunhill. Mir gefallen diese Modelle ausgesprochen gut, zeigen sie doch auf fast rührige Weise die alte Klasse dieses Anbieters – noch lange Zeit jenseits des Premium-Produktes inmitten von Lederwaren, Uhren und anderem Accessoire. Montblanc Meisterstück 146 LeGrand. Daß der Clip etwas biegsamer und dabei etwas weniger gegrätet ist, naja, daß das durchgängige Tintensichtfenster nicht so klassisch und stylish zugleich (dafür aber besser einsehbar) ist, nunja. Auch der Plastik-Mechanismus erinnert eher an die robusten, aber nicht so wertigen "Kardinalshüte". Aber Ebonit und elastische Feder, der Duft einer Zeit, die vergangen ist und die einen an die eigene Jugend erinnert, wo man einen solchen alten Gesellen doch nicht hätte haben wollen,... wenn denn überhaupt noch einen Füller... Pelikan machte es damals ähnlich, nur hatte man 1973 keine Möglichkeit einer eigenen Fertigung der alten Kolbenfüllhalter mehr und ließ von Merz und Krell produzieren.