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Schwedt/Oder Ein schwungvoller Satz hinauf, und Robert Habeck steht auf dem Tisch. Es ist die vielleicht ungewöhnlichste Bühne, auf der der Wirtschaftsminister bislang gesprochen hat. Außergewöhnlich ist auch der Anlass seines Besuchs in Schwedt, inmitten der brandenburgischen Uckermark. Dort residiert gewissermaßen die letzte Bastion des russischen Öls. Die PCK-Raffinerie, mehrheitlich im Besitz des russischen Ölkonzerns Rosneft, macht fast die gesamten zwölf Prozent der Erdöl-Importe aus, die Deutschland noch aus Russland bezieht. Die Anspannung ist groß in Schwedt. Was, wenn das Ölembargo kommt, wie sieht die Zukunft der 1200 Mitarbeiter aus? Robert Habeck wollte darüber aufklären, als er am Montag die Raffinerie besuchte. Für die Betriebsversammlung mit dem Vizekanzler hatte PCK die Betriebskantine auserkoren. Öl für oldtimer traktor. Doch schnell wurde klar, der Andrang der Belegschaft ist zu groß. Und die Versammlung wurde kurzerhand nach draußen verlegt. Der Geruch von Grillwurst breitete sich unter den schätzungsweise 500 anwesenden Personen aus.
"Die Botschaft ist, dass es keinen Rückzugsort für die russische Wirtschaft geben wird, wenn Putins Invasion andauert. " Das Weiße Haus teilte mit: "Unsere beispiellosen Sanktionen fordern bereits einen immensen Tribut von Russlands Wirtschaft. " Die Exportkontrollen würden Russland von wichtiger Technologie abschneiden. "Putins Krieg wird voraussichtlich die wirtschaftlichen Errungenschaften der letzten 15 Jahre in Russland zunichtemachen. " Lesen Sie zum Ukraine-Konflikt auch: Der 9. Öl für oldtimer traktoren. Mai rückt näher: Welche Optionen hat Putin noch? Ukrainische Vize-Regierungschefin: "Ein langer Krieg spielt Putin in die Hände" Sabotageakte gegen Russland: Für die Ukraine könnte bald die Stunde der Partisanen schlagen Die Welt danach: Wie der Ukrainekrieg Macht und Wohlstand neu verteilt Stahl, Halbleiter, Kunststoff: Die Wirtschaft bunkert aus Angst vor Lieferengpässen Zwei wichtige russische Panzerfabriken hätten die Arbeit eingestellt, weil ihnen ausländische Komponenten fehlten. Fast 1000 Unternehmen hätten Russland verlassen.
Und es geht ihnen um die eigene Existenz. Die Raffinerie ist der mit Abstand größter Arbeitgeber in der Gegend. 3000 Personen sind direkt oder indirekt am Standort beschäftigt. Die Einwohnerzahl in Schwedt hat sich in den vergangenen Jahren nahezu halbiert. Während Habeck auf dem Tisch steht, sind die Mitarbeiter in ihrer grün-orangen Arbeitskleidung um den Minister herum versammelt. Sie reihen sich vor den Steinen auf, die ovalförmig das Ende der Terrasse vor der Betriebskantine bilden, und blicken auf Habeck. Es wirkt etwas wie ein Amphitheater, doch treiben die Beschäftigten mit ihren Fragen den Vizekanzler eher wie bei einem Stierkampf vor sich her. "Warum sollten wir Geschäftspartner, die immer zuverlässig und pünktlich geliefert haben, so vor den Koffer scheißen? ", fragt ein PCK-Mitarbeiter mit Blick auf das geplante Ölembargo. Öl-Embargo: Warum die EU russisches Öl lieber verteuern sollte. "Sie sind nicht mein Kanzler", sagt er, und korrigiert dann zu "nicht mein Vizekanzler". "Ich will Sie nicht verkackeiern" Der Vizekanzler erklärt besonnen den Plan für die Raffinerie.