actionbrowser.com
Bedeutet nicht wählen zu müssen automatisch keine Wahl zu haben? Und und und... Ein dreibändiges Werk ist nicht einmal ansatzweise dazu in der Lage, all diese Fragen zu beleuchten. Natürlich ist es wünschenswert, dem Leser genügend Spielraum für eine eigene Meinungsbildung zu geben, doch zeigt sich hier eine der großen Schwachstellen in "Die Bestimmung". Dem aufmerksamen Leser dröhnt schneller der Kopf angesichts all dieser großen Fragen. In rasantem Tempo ändert sich die Lebenswirklichkeit der jungen Helden, die sich immer wieder neu anpassen müssen, immer wieder mit neuen Wahrheiten oder scheinbaren Wahrheiten konfrontiert werden. So bleibt am Ende zu viel ungesagt. Die Bestimmung: Bände 1 - 3 im Schuber mit Bonusmaterial [Gebundene Ausgabe] [2014] Roth, Veronica; Koob-Pawis, Petra verkaufen | Kinder & Jugend Ankauf online über ZOXS. Viele "Lösungen" fallen vom Himmel, noch mehr wird gar nicht gelöst. Dabei geht es nicht um welterklärende Antworten, sondern um eine schlüssige Antwort für einzelne Figuren oder eben auch um die Erkenntnis, dass keine Antwort gefunden werden kann. Am Ende erfolgt leider zum Teil auch die Flucht in schlichtes Schwarz-Weiß-Denken.
Dieser Mangel zeigt sich auch im Aufbau der Figuren. Schon im zweiten Band kann man leicht den Überblick verlieren. Bedeutsame Menschen tauchen auf, erfüllen einen Zweck und sterben wieder. Ihre Beweggründe bleiben oft verborgen. Was macht sie aus? Wie wurden sie zu dem, was sie sind? Wie entwickeln sie sich weiter? Einigen wunderbaren Personen aus "Die Bestimmung" fehlt es daher leider an Tiefgang. Über den ganz großen Makel in "Die Bestimmung" lässt sich sicher streiten. Das Ende. Ohne jede Frage sind die letzten Kapitel nicht ohne Schönheit. Sie verbinden Poesie und eine große Ernsthaftigkeit. In uns allen ist etwas zerbrochen, aber wir können uns gegenseitig heilen. Und doch. Drei lange Bände leidet und hofft man mit Tris und Tobias. Sie sind gelungene Helden, menschlich, voller Fehler und Schwächen aber auch hingebungsvoll und stark. Über viele hundert Seiten ist man Zeuge, wie sie von einer Katastrophe in die nächste stürzen. Zuletzt ist die Heldin Tris bereit, das größtmögliche Opfer zu bringen.
Sie nimmt sich heraus als Frau gleichzeitig stark und schwach sein zu dürfen, ist äußerlich eher unscheinbar und findet ihre Stärke besonders in schweren Lebenssituationen. Der gar nicht so heimliche Held der Geschichte ist allerdings Tobias, der schleichend zum Mittelpunkt der Erzählung avanciert. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass Roth im dritten Band plötzlich ihre Erzählweise ändert und Tobias zu Wort kommen lässt. Der Übergang gelingt Roth nicht richtig. Der Perspektivwechsel ist zwar nicht ohne Reiz, kommt aber zu unvermittelt und ist unschlüssig. Es hätte einige elegantere Lösungen gegeben. Aber auch dieses literarische Schlagloch ist leicht hinzunehmen. Die eigentlichen Schwachstellen beginnen mit der immer hektischer werdenden Geschichte. Im ersten Band hält Roth gekonnt die Wage zwischen Spannung und ruhigen Passagen. Das Lesen macht Spaß. Im zweiten Band gerät die Welt der Helden mit Lichtgeschwindigkeit aus den Fugen und beinah ebenso schnell geraten die Beziehungen der Hauptfiguren ins Wanken.