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Ein Muster an Realitätsverleugnung ist der Bruder der drei Schwestern. Andrej (Nicola Mastroberardino) will die Super-App "Historical Streetview" entwickeln, ist aber permanent auf Droge und behauptet ebenso permanent, dass er clean sei. In den künstlichen Welten von Selbstbetäubung und Lügen lebend, verzockt er beim Online-Poker das Familienerbe. Gewinnerin bleibt seine nölige Frau Natascha (Cathrin Störmer). Sie angelt sich einen reichen Mann und reißt sich das Haus unter die gelackten Fingernägel. Ihr Traum: goldene Fenster wie im Trump-Tower. Banales und Tiefsinn wechseln. Man liebt und entliebt sich. Alle spielen auf Tempo, Schnitt, Gegenschnitt. Theatertreffen Berlin 2017: Kritik von "Drei Schwestern" – Simon Stone. Das Glashaus dreht sich wie diese Mittdreissiger um die eigene Achse, nur weiter, weiter im rasenden Stillstand. Tschechow on Speed, Seele auf Eis, traurig, witzig, verzweifelt. Jubelnder Applaus. Weitere Vorstellungen von "Drei Schwestern" gibt es am 14., 15., 20., 23. und 27. Dezember 2016 sowie am 1., 7. und 21. Januar 2017. Informationen und Karten im Internet auf
Während Olga ( Barbara Horvath), Mascha ( Franziska Hackl) und Irina ( Liliana Amuat) sowohl als individuelle Charaktere als auch als zeitgenössische Typen verstörend lebensecht wirken, zumal in der voyeuristischen 360°-Ansicht, die die Bühnenkonstruktion gewährt, wird dieser Realismus nicht für alle Figuren durchgehalten, was die Handlung manchmal in ein – zugegeben nicht unangenehmes – Plätschern geraten lässt. Doch auch Maschas Ehemann Theodor ( Michael Wächter; im Original: Kulygin) und Geliebter Alexander ( Elias Eilinghoff; im Original: Werschinin), Irinas Jugendfreund und vergeblicher Ehemann Nikolai ( Max Rothbart; im Original: Tusenbach), und insbesondere 'Onkel Roman' ( Roland Koch; im Original: Tschebutykin) überzeugen vollauf. Letzterer ist zwar auch in Stones Bearbeitung Arzt und Trinker geblieben, jedoch vom zeitunglesenden Zyniker zum vereinsamten Wohlständler geworden, der 'doch eigentlich alles hat' und doch nur noch von seinen Verdrängungsmechanismen getragen wird. Die drei Schwestern. Theaterstück von Anton Tschechow. Das Schockierende dieser Inszenierung liegt in der Präsentation: So wie man im zunehmend traurigen Jahrestakt der verkrampften Familienzusammenkünfte dem Altern, dem Scheitern am sogenannten Glück ins Auge sehen muss, so fühlt man sich als Zuschauer selbst ins Rampenlicht gezerrt, ist angestoßen, die banale Tragik der fiktiven, aber plausiblen Lebensläufe einmal auf die eigene Selbstwahrnehmung anzuwenden.
Zuerst zum 21. Geburtstag von Irina, der jüngsten Schwester, dann zu Weihnachten und am Schluss, um das Haus zu räumen, weil der drogenabhängige Bruder derart viele Spielschulden angehäuft hat, dass der Familienbesitz verkauft werden muss. Die drei schwestern basel miami. Es ist Simon Stone dabei gelungen, ein neues Stück zu schreiben und trotzdem sehr nahe an Tschechow zu bleiben. Es ist ein hervorragend gebauter Theaterabend und nicht zuletzt: starkes Schauspielertheater, in dem sich das Ensemble von seiner besten Seite zeigen kann. (Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)
Nikolai ( Max Rothbart) ist ein planloser Hipster mit adliger Abstammung und schwerer Kindheit, dessen Kumpel Viktor ( Simon Zagermann) zuviel Kierkegaard liest und psychopathisch veranlagt ist. Sidekick Herbert ( Florian von Manteuffel) spielt den erotomanischen Schwulen mit Neigung zu Explosivem. Ihre verbalen Entgleisungen, Verletzungen und peinlichen Gestndnisse treffen pointensicher im Minutentakt. So luft dann auch alles ziemlich erwartbar ins Chaos. Allerdings brennt nur das Nachbarhaus von Alexander, der am Ende doch wieder zu seiner Frau zurckkehren wird. Nikolai will mit Irina nach New York, was natrlich auch nichts wird. So jammern und bereuen dann auch alle ihr Schicksal in wehmtigen Monologen. Alain Rappaport — DIE DREI SCHWESTERN. Dazu dreht sich der Glaskasten enervierend wie die ganze Chose ohne Unterlass. Wirklich Neues bekommt man hier trotz behaupteter Aktualitt mit Trump-Verweis und lascher Kapitalismuskritik nicht zu sehen. Das Ausstellen der Neurosen des Brgertums im Glaskasten haben schon andere Theatermacher vorgefhrt, u. a. die diesmal nicht vertretene Karin Beier in Hysteria - Gespenster der Freiheit am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.
Für Netflix drehte er mit «Die Ausgrabung» (2021) basierend auf dem Historienroman «The Dig» seinen zweiten Langspielfilm. An der Schaubühe ist seine Regiearbeit «Yerma» nach Federico García Lorca zu sehen. In der Spiezeit 2021/2022 inszeniert Simon Stone «Unsere Zeit» und «Engel in Amerika» am Residenztheater.