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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03. 08. 2007 Der literarische Marktplatz Ein Buch in der Diskussion: "Der Junge im gestreiften Pyjama" Es war einmal ein kleiner Junge namens Bruno, der mit seiner Mutter und der drei Jahre älteren Schwester aus Berlin fortziehen musste, weil sein Vater, Kommandant in Aus-Wisch gewesen war. Dort gab es Soldaten und einen Zaun, hinter dem sehr viele Leute, auch Kinder in gestreiften Pyjamas herumstanden. Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne portofrei bei bücher.de bestellen. Die Mutter war mit der Arbeit des Vaters nicht einverstanden, die Schwester verknallte sich in einen jungen Offizier und der Junge, Bruno, wanderte aus Langeweile und Forscherdrang an diesem Zaun manchmal eine Stunde entlang, bis er einmal auf der anderen Seite einen anderen Jungen im Grase hocken sah, sich mit ihm befreundete, ihn immer wieder besuchte und ihm, da er immer hungrig war, Essen durch den Maschendraht schob. Kurz bevor Brunos Vater wieder nach Berlin zurückversetzt wurde, wollte Bruno seinem Freund helfen, dessen verschwundenen Vater zu suchen, bekam von ihm einen gestreiften Pyjama, schlüpfte unter dem Zaun hindurch, zog ihn an und geriet bei der vergeblichen Suche in eine von Soldaten zusammengetriebene Menschenmenge, die in einer Gaskammer endete.
Sie wäre seit zwei Jahren Pflichtmitglied des BdJM, Bund deutscher Jungmädel gewesen, hätte durch die zweimal wöchentlichen "Dienstnachmittage" bei der obligatorischen "Schulung" die Naivität und Weltferne längst verloren, die sie im Buch zeigt. Weiter: 1942 wurde aus Auschwitz ein Vernichtungslager im industriellen Sinn. Kein Zaun wäre lose gewesen. Kein Zaunabschnitt nicht im Bereich der ständigen Überwachung von den Wachtürmen aus. Der Junge im gestreiften Pyjama - John Boyne - Interpretation - Interpretation. Falls der Zaun nicht doppelt und elektrisiert war, gab es scharfe Spürhunde. Kein Kind, ob diesseits oder jenseits des Zauns, wäre auch nur fünf Minuten lang unentdeckt geblieben. Kein freies Kind hätte Essen durch den Maschendraht schieben können. Kein gefangenes Kind hätte den Imbiss verheimlichen können. Schließlich: "Verdunklung" bedeutete nicht, abends "alle Lichter ausmachen" – was die feiernden SS-Leute des Romans ohnehin nicht befolgen. Berlin war 1943/44 schon eine Trümmerwüste, und zuständig für die KZs und ihr Personal war wohl nicht der "Furor", sondern eher der Reichsführer SS Himmler.
Auch Harald Eggebrecht geht eher mit der Umsetzung als mit der Handlung ins Gericht. Diese Aspekte kann man sich für einen Film-Text Vergleich sehr gut zu Nutze machen. Im Zusammenhang mit dem Film ist die Thematisierung von Trailern eine sinnvolle Aufgabe. Je nachdem, ob man diese Untersuchung von Trailern dem Film vorschaltet oder dies danach einsetzen möchte, ergeben sich andere Fragestellungen. Dass man zur Vorwegnahme von Handlungselementen in einem Trailer nur etwas sagen kann, wenn man den Film zur Gänze kennt, versteht sich von selbst. Auch die Frage, ob wesentliche Informationen der Handlungselemente für den Spannungsaufbau schon verraten werden (sog. Der junge im gestreiften pyjama text youtube. Spoiler) kann natürlich erst nach dem Anschauen beantwortet werden. Ähnliche Filme, die sich insbesondere dem Thema Nazi-Diktatur und Widerstand aus einer jugendlichen Sicht nähern, sind beispielsweise der Film "Napola – Elite für den Führer" (Dennis Gansel, D 2004), sowie "Sophie Scholl – Die letzten Tage" (Marc Rothemund, D 2004).
"Mir scheint als hat der Film mehr Details als das Buch" 1 Didaktischer Kommentar Das mit einigen Preisen 2 ausgezeichnete Buch von John Boyne liegt als Film und als Hörbuch vor und bietet damit verschiedene Möglichkeiten, mediale Umsetzungen zu thematisieren. Insbesondere ein Vergleich mit dem Film bietet sich zumindest auszugsweise an. Der Film gilt als eine werkgetreue Umsetzung der literarischen Vorlage. Viele Dialoge wurden direkt ins Drehbuch übernommen. Der junge im gestreiften pyjama textsorte. Die Deutung, die der Film anbietet, ist jedoch etwas anders konnotiert als das Buch. Der Regisseur Mark Herman formuliert seinen Ansatz folgendermaßen 3: "It's misleading to refer to it as a Holocaust-Film because it is really so much more about a family". Dies erklärt auch die äußerst emotionale Umsetzung, die z. B. vor allem in den Schlussszenen durch Musik unterstrichen wird oder durch den Zusammenbruch der Mutter am Zaun. Über das Schicksal der Familie weist dann zwar die Schlusseinstellung, der Blick auf die Tür der Gaskammer, von der sich die Kamera immer weiter rückwärts entfernt und damit links und rechts die ausgezogenen Häftlingsuniformen in den Blick geraten, hinaus, aber die emotionale Betroffenheit, die erzeugt werden soll über die Identifikation mit dem kleinen, äußerst sympathischen Bruno, steht eindeutig im Vordergrund.