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Ich erkläre ihm, wer Arno Gruen ist. Ihm und den Leuten hinter mir in der Schlange. Ob Arno Gruen den Brief noch erhalten hat, weiß ich nicht. Er war ein weltweit bekannter und geachteter Psychologe und Psychoanalytiker, "eine Legende", wie Zeitungen jetzt schreiben. Wenn man nach einem zentralen Thema bei ihm sucht, dann war es vielleicht die Frage nach dem Menschlichen, der Menschlichkeit, aber auch nach dem Bösen und wie es in den Menschen kommt. "Menschen, die böse sind, sind nicht böse, weil sie nichts anderes kennen, sondern, weil sie gegen das Gute sind, weil sie sich nur als aufrecht gehend erleben können, wenn sie andere erniedrigen und ihnen Schmerz zufügen", hat er geschrieben. Arno gruen ehefrau von. Und das, obwohl der Mensch eigentlich "auf Zuwendung programmiert" sei, auf Empathie, die "dem Gehorsam entgegenzusetzen" sei. "Eltern und andere Erwachsene, die die Bedürfnisse und Wahrnehmungen der Kinder ignorieren (... ), verwechseln Abhängigkeit mit Nähe, weil sie gehorsames Verhalten als selbständiges Verhaltensmuster missverstehen.
Arno Gruen: "Dem Leben entfremdet. Warum wir wieder lernen müssen zu empfinden". Klett-Cotta, Stuttgart 2013, 208 Seiten, 19, 95 Euro Der 90-jährige Gruen hat nun ein neues Buch veröffentlicht. "Dem Leben entfremdet. Warum wir wieder lernen müssen zu fühlen". Sein Buch beschäftigt sich mit der verkümmerten Empfindungsfähigkeit unserer Kultur. Gruen greift in seinem neuen Buch die Grundthesen seiner vorausgegangen Bücher auf. Beispielsweise die These, dass mangelnde Liebe in der Kindheit Menschen mit einer fragilen Identität erzeugt. "Empathie führt zur inneren Stärke", sagt Gruen. "Menschen, die zu den kalten Verbrechen der Nazis fähig sind, haben zu wenig Mitgefühl und Liebe erfahren. Arno gruen ehefrau sport. " Der Faschismus ist das Lebensthema von Gruen. Für das Buch "Der Fremde in uns", das sich mit der die Psyche von Nazis auseinandersetzt, bekam er 2001 den Geschwister-Scholl-Preis. 2002 erschien sein Buch "Der Kampf um die Demokratie". Emphatie führt zu innerer Stärke Fehlte dem Terrortrio um Beate Zschäpe die Empathie?
Klaus Barbie, der gefürchtete Gestapochef von Lyon, machte in einem Interview ein bedeutsames Geständnis: Als er den französischen Widerstandskämpfer Jean Moulin vernahm (und mutmaßlich zu Tode folterte), habe er gefühlt, »daß er ich selber war«. Der Mörder erkennt in seinem Opfer sich selbst - eine seltene, aber erhellende Einsicht: Aus dem Selbsthaß wächst der Haß. Arno gruen ehefrau kinder. Woher aber kommt der Selbsthaß? Geläufig ist die Einfühlung des Opfers in den Täter, die beflissene Anpassung an den Unterdrücker - als »Identifikation mit dem Aggressor« einer der klassischen »Abwehrmechanismen«, mit denen nach der Lehre der Psychoanalyse das bedrohte Ich eine unerträgliche Situation zu meistern sucht. Die meisten Menschen haben diese Anpassung geleistet, als Erziehungsdruck sie lehrte, daß Liebe (oder was dafür ausgegeben wird) nur um den Preis der Fügsamkeit zu haben ist, daß es also nicht ratsam ist, ein eigenes Selbst zu sein. Wer sich so akzeptabel macht für eine lebensängstliche Umwelt, zahlt mit dem Verzicht auf die eigene Lebendigkeit, die er hinfort fürchten und hassen muß, ohne es selber zu wissen.
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