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06. Jul Konzert im Rahmen des Hamburger Orgelsommers Schnitger-Orgel Johann Sebastian Bach, 1685–1750 Fantasia super Komm, Heiliger Geist, Herre Gott Choralbearbeitung BWV 651 Wolfgang Amadeus Mozart, 1756–1791 Andante F-Dur KV 616 Johann Bernhard Bach d. Ä., 1676–1749 Ciacona B-Dur Kemper-Orgel Louis Vierne, 1870–1937 Allegro maestoso Adagio aus: Symphonie Nr. 3 fis-moll, op. 28 Olivier Messiaen, 1908–1992 Chants d'Oiseaux – Gesänge der Vögel aus: Livre d'orgue, 1951 Georg Böhm, 1661–1733 Praeludium und Fuge in C Silvius von Kessel, *1965 Improvisation Silvius von Kessel – Orgel
Thüringer Bachwochen Interpreten Tölzer Knabenchor Wolfgang Emanuel Schmidt & Jens Peter Maintz (Violoncello) Jörg Brückner (Horn) Michael Hofstetter (Leitung) Programm Kessel: Psalm 118 (UA) J. S. Bach: Motetten Vergangene Termine Samstag, 30. 04. 2022 19:30 Uhr 08. April bis 01. Mai 2022 Die Thüringer Bachwochen finden jährlich zwischen April und Mai in verschiedenen Städten Thüringens statt. Als künstlerischer Leiter ist seit 2004 der Organist Silvius von Kessel tätig. weiter Tölzer Knabenchor Johann Sebastian Bach Auch interessant
Hauptteil ist das Credo. Von Kessel sagt dazu: "Ich habe mir überlegt, dass es hier um den Menschen selbst geht, um seinen Glauben, seine persönliche Auseinandersetzung damit. Um eine immer wieder auch umkämpfte Entscheidung. " Etwa eine halbe Stunde des insgesamt 70-minütigen Werkes nimmt das Glaubensbekenntnis ein. Das Kyrie beginnt mit einem musikalischen Zitat aus der Gregorianik, um zum Ende hin symphonische Dimensionen zu bekommen. Das Gloria beruft sich mit lichterfüllter Melodik auf den Engelschor in der Geburtsgeschichte Jesu, bevor es sich zur gewohnten Majestät steigert. "Im zweiten Satz ist der Choral 'Jesu, meine Freude' eingebunden", erläutert von Kessel. Agnus Dei erinnert an verstorbenes Kind Das Sanctus dagegen hat er wie eine Frage des Menschen an Gott formuliert – ein Wechselspiel zwischen Frauen- und Männerstimmen, zwischen Himmel und Erde. Das Agnus Dei schließlich wird zu einem Trauergesang. "Mitten in der Komponierarbeit am Agnus Dei ertrank der vierjährige Sohn einer eng befreundeten Familie", erinnert sich Silvius von Kessel.
Schnell machte von Kessel die Bekanntschaft mit der période classique, verwirrenderweise der französische Begriff für Barockmusik, lernte vor allem aber die dortige Versiertheit im Umgang mit historischen Instrumenten und die spezielle Improvisationskunst kennen. "In Frankreich hat sich mir in Hinblick auf die Improvisation eine völlig neue Welt eröffnet. Auch im Bereich detaillierter Klangfarben waren sie dort immer maßgebend! " Umgekehrt kommentierte sein Lehrer Olivier Latry die Situation einmal ironisch. Es gebe zwei Dinge, die man in Frankreich an Bach nicht schätze: dass er deutsch und dass er Protestant gewesen sei, aber man müsse gleichwohl anerkennen, dass er die Nummer Eins sei. Dies sind auch die Gründe, weshalb von Kessel seinen Studierenden immer wieder nahelegt, eigene Erfahrungen im Ausland zu sammeln, nicht etwa aus Unzufriedenheit an der eigenen Tradition, sondern um Vielfalt zu erfahren. Dass Vielfalt ein wichtiges Thema für ihn ist, wird an der Fülle seiner eigenen Projekte deutlich.
Die Konzerte dort sind außerordentlich gut besucht, zum Teil mit über tausend Zuhörern! Natürlich gibt es in Japan auch Christen, aber die haben nicht diese lange Tradition, und so wird musikalisch eben alles auf höchstem Niveau importiert", begeistert sich von Kessel. Auf die Frage, ob sich ein Orgelstudium heutzutage überhaupt noch lohne, erklärt er, dass der Markt zwar recht klein sei, das Instrument selbst jedoch wieder populärer wird. Tatsächlich, so der Organist, würden Kirchenmusiker gerade wieder verstärkt nachgefragt. "Vor 30 Jahren hat man vor diesem Studium gewarnt. Jetzt hat sich das wirklich umgekehrt und man kann es guten Gewissens empfehlen, zumal es künftig mehr Stellen als Bewerber geben wird! " Zwar klagen die Kirchen vermehrt über Austritte, aber dieser Wandel, so erklärt mir von Kessel, gilt institutionell übergreifend, da sich heute kaum noch jemand in einer Sache längerfristig bindet und man vermehrt in Form von Projekten denkt. "Deswegen halte ich jede Klage über Kirchenaustritte für übertrieben, denn das ist ja ein kulturelles Phänomen und bedeutet nicht, dass die Beschäftigung mit den einzelnen Traditionen, etwa auch der Orgel oder der Kirchenmusik, grundsätzlich nachlassen wird. "